Martin Klessinger

Die Musik der Oper

und ihre Entwicklung von den Anfängen bis zur Gegenwart

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Agenda, Münster
erschienen in: das Orchester 12/2019 , Seite 58

Nach seinem 2009 erschienenem, 706 Seiten starken Erstling mit dem Titel O wie ängstlich, o wie feurig… hat der 1934 geborene Naturwissenschaftler Martin Klessinger ein weiteres Werk über die Oper geschrieben: Die Musik der Oper ist mit 414 Seiten knapp halb so dick, im Subtitel heißt es erörternd: … und ihre Entwicklung von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Damals befragte das Online-Magazin Opernnetz den Autor zur Notwendigkeit seiner vor zehn Jahren erschienenen Abhandlung. Dieselbe Frage stellt sich auch mir, nachdem es bereits ein große Anzahl Opernführer gibt. Klessingers Antwort damals: „Die Zahl der Opernbücher ist nahezu unüberschaubar. Dabei handelt es sich meist um Opernführer oder Werke über die Geschichte der Oper, in denen viel über die Handlung der einzelnen Opern zu lesen ist, aber fast nichts über die Musik.“ Im Klappentext lautet es einleitend heute wie damals: „Das Buch wendet sich an den Musikfreund, der sich eingehender mit der Musik der Oper befassen möchte. Es soll Wissen erweitern und damit zu tieferem Verständnis und zu mehr Freude am Kunstwerk ‚Oper‘ beitragen.“
Doch dann geht es anders weiter: Man möge in diesem handlichen Führer finden, was in einem klassischen Opernführer meist nicht steht. Vielmehr soll es anhand von 50 Beispielopern darum gehen, wie sich die Musiksprache aufgrund ästhetischer Forderungen im Hinblick auf Publikumsgeschmack, Zeitgeschehen und kompositorischen Neuerungen entwickelt hat.
Gespannt schlage ich das auf den ersten Blick sehr nüchtern wirkende Taschenbuch auf und entdecke wenig Neues. In 20 Kapiteln geht es von den Anfängen der Oper mit Monteverdis Orfeo (1607) über die verschiedenen Opernformen und Glucks Opernreform zu den Opern des 20. und 21. Jahrhunderts. Behandelt werden dabei in eigenen Kapiteln Rossini, Mozart, Beethoven, Verdi, Wagner und Richard Strauss, doch auch Carl Maria von Weber, Glinka, Strawinsky, Berg, Wolfgang Rihm und einige andere gängige Komponistengrößen tauchen auf.
Es gibt zahlreiche Notenbeispiele, sodass vorausgesetzt wird, dass der Leser dieser Musiksprache mächtig ist. Es sollen diejenigen angesprochen und belehrt werden, die Freude daran haben, ihr Wissen zu erweitern und zu vertiefen und dadurch verändert zu hören.
Und tatsächlich: Als ich mir vorstellte, Mozarts Entführung zu hören und dabei gleichzeitig dieses Buch und die dazu angestellten Überlegungen studierte und miteinbezog, haben mir die herausgegriffenen Motivpassagen und Klessingers stets in musikgeschichtlichem Zusammenhang gemachten Entdeckungen zu größerem, weil erweiterten Hörgenuss verholfen.
Insofern: „Why not?“ Selbst wenn es bereits eine Vielzahl an derartigen Opern-Veranschaulichungen gibt – für jemanden, der die Musiksprache der Oper noch einmal neu zu beleuchten gewillt ist, wird dieses blaue Büchlein eine Bereicherung sein.
Kathrin Feldmann