Händel

Die Macht der Musik

Eine Hörbiografie von Jörg Handstein

Rubrik: CDs
Verlag/Label: BR Klassik
erschienen in: das Orchester 06/2017 , Seite 73

Längst kein Geheimtipp mehr, sind die Hörbiografien des Labels BR Klassik über das Leben und Werk berühmter Komponisten bei Klassikfans beliebt und haben sich zu wahren Bestsellern entwickelt. Die Hörbuch-Reihe, die die prominenten Altmeister wie Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Richard Wagner, Giuseppe Verdi und Richard Strauss porträtiert hat, wird nun durch Händel – die Macht der Musik ergänzt.
Auf drei CDs werden in insgesamt neun Kapiteln die Stationen in Händels Leben intensiv beleuchtet. Dabei ist es dem geschickten Stil des Autors Jörg Handstein geschuldet, dass diese Erzählung bei aller Vollständigkeit niemals langweilig wirkt. Die überlieferten Details und Anekdoten vom rasanten Aufstieg dieses Großmeisters des Barock werden leicht verständlich von Schauspielern wie u.a. Udo Wachtveitl und Bernhard Schir (beide bekannt aus dem Tatort) gelesen. Dabei fesseln den Zuhörer neben den packenden Stimmen der Erzähler und dem gut gemachten Storyboard vor allem die grandiosen Aufnahmen, die für dieses Hörbuch gewählt wurden: Klangkörper wie Concerto Köln, The English Concert oder das Freiburger Barockorchester sind ebenso vertreten wie namhafte Solisten und Dirigenten. Bei der Auswahl der zahlreichen Aufnahmen ist auf eine gute Mischung aus berühmt gewordenen Klassikern und weniger bekannten, aber ebenso hörenswerten Musikstücken geachtet worden.
Jörg Handstein schafft es gekonnt, den Hörer in die Zeit des Barock zu entführen, wo der junge Händel es vermochte, sich häufig und geradlinig aus den gesellschaftlichen Zwängen zu lösen, um seine eigenen musikalischen Ideen zu verwirklichen. Dabei gelingt Handstein hier das Meisterstück, einen Komponisten, der sein Privatleben stark bedeckt hielt, nicht allein auf seine Werke zu reduzieren. Der Hörer beginnt sich im Laufe der Erzählung Fragen zu stellen und – wie in einem guten Krimi – selbst mögliche Zusammenhänge zu ahnen. Bei so viel Enthusiasmus ist es leicht zu verschmerzen, dass kleine, aber nicht ganz nebensächliche Details einer Überarbeitung bedürfen und dem aufmerksamen Zuhörer bestenfalls ein Lächeln entlocken. Beispielsweise ist Georg Friedrich Händels Vater Georg Händel mitnichten 1797, sondern 1697 gestorben und die Pest forderte ihre Opfer in Halle/Saale auch nicht mehr 1793 sondern ebenfalls 100 Jahre zuvor!
Ergänzt wird die Neuerscheinung durch ein Booklet, in welchem sich neben einem Artikel des Autors und einer Chronik von Händels Lebensstationen eine Liste aller auf dem Tonträger enthaltenen Musikbeispiele befindet.
Natürlich kann ein Hörbuch keinen Ersatz für eine herkömmliche Biografie in Buchform bieten, in der bei Bedarf sehr viel leichter recherchiert werden kann als hier. Es bietet aber einen einfachen, bequemen und trotzdem höchst fundierten Zugang zu Leben und Werk dieses großen Meisters.
Händel – die Macht der Musik (ebenfalls als Download erhältlich) ist eine grandiose Zeitreise und ein kleines Kunstwerk.
Kristin Thielemann