Gewandhaus zu Leipzig/ Andreas Schulz/ Sigrid Hofer (Hg.)
Die Kunst im Gewandhaus
Ein Gesamtkunstwerk aus Form, Farbe, Klang
Dieser Band widmet sich der Dauerausstellung Bildender Kunst in Leipzigs traditionsreichem Konzerthaus. Überblicks-haft und informativ in den Textstrecken, verfolgt der Katalog dabei im Bildteil die Idee eines virtuellen Rundgangs durch die Foyers des Hauses.
Der Einführungstext von Sigrid Hofer zeichnet im historischen Kontext die Entstehung des Gebäudes und der dazu konzipierten Ausstellung nach. Das neue Gewandhaus galt als wichtiger Repräsentationsbau der DDR. Für die ständige Ausstellung anlässlich der Eröffnung 1981 wurden bedeutende Künstler des Landes mit Aufträgen betraut. Im Mittelpunkt sollte dabei das Thema „Musik“ im gesellschaftlichen- und stadtgeschichtlichen Kontext stehen. Die bildkünstlerischen Positionen von Arno Rink, Heidrun Hegewald, Heinz Zander, Nuria Quevedo, Heinrich Hachulla und anderen Künstlern der Sammlung sind heute nicht zuletzt als Zeitdokumente zu lesen.
Der andere Schwerpunkt der Exposition liegt auf der Skulpturensammlung, die vor allen Dingen Porträtbüsten bedeutender Komponisten und Dirigenten vereint, deren Entstehungszeit vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart reicht. Die Skulpturensammlung des Gewandhauses wurde seit den 1990er Jahren kontinuierlich erweitert.
Untrennbar mit dem Bauwerk verbunden und schon vom Augustusplatz her durch die Glasfassade weithin sichtbar ist das sich über mehrere Etagen erstreckende größte zeitgenössische Deckenfresko Europas, der Gesang vom Leben des Leipziger Malers Sighard Gille (*1941). Leider wurde kein Versuch unternommen, dieses monumentale Gemälde vollständig abzubilden, sodass alle Details gut erkennbar wären – im besten Fall auf ausklappbaren Seiten.
Der buchgestalterischen Idee eines Rundgangs durch die Foyers folgend, werden alle Werke in zweifacher Weise abgebildet: Einer Reproduktion des Kunstwerks ist jeweils eine Fotografie zur Seite gestellt, die das Werk in seinem Am-biente zeigt. Dieses Konzept geht leider in den allermeisten Fällen nicht auf, da kein gelungener Dialog zwischen den Fotos entsteht. Oftmals wirken die Bildausschnitte der Raumaufnahmen ungünstig gewählt. Problematisch wird es insbesondere dann, wenn sich Fotos mit unterschiedlicher Beleuchtung – Tages- und künstliches Licht – auf einer Doppelseite direkt gegenüberstehen und die Oberflächen der Skulpturen verflachen. Einen wirklichen Eindruck von der Innenarchitektur oder der Stimmung vor Ort bekommt man selten.
Den Band durchzieht ein distanzierter Blick, der im Text-Kommentarteil angemessen erscheint, aber den Werken selbst kaum Gelegenheit gibt, ihre Wirkung zu entfalten. Der Bildband ist somit durchaus informativ, aber unter buchgestalterischen Gesichtspunkten weniger gelungen. Das zeigt sich aber schon beim Buchcover, dessen Design-Entscheidung ein Rätsel bleibt.
Anja Kleinmichel