Wagner, Richard
Die Feen
3 CDs
Es ist der Zauber der Musik, der es dem Prinzen Arindal ermöglicht, seine versteinerte Frau, die Fee Ada, zu erlösen und durch seinen wunderbaren Gesang auch für sich selbst die Unsterblichkeit zu erlangen: In seiner 1833/34 komponierten Oper Die Feen lässt Richard Wagner bereits
einige der Motive durchscheinen, die ihn sein ganzes Leben hindurch begleiten sollten etwa Verdammnis und Erlösung durch Liebe. Musikalisch hört man deutlich, was Wagner in diesen Jahren beeinflusste: Ein wenig Freischütz, Oberon, Zauberflöte oder Hoffmanns Undine. Dennoch kann man nicht von einem epigonalen Werk sprechen, sondern erahnt in dieser Partitur des gerade 20-Jährigen schon viel von dem, was seine späteren Meisterwerke auszeichnen sollte.
Nichtsdestotrotz konnten sich die erst fünf Jahre nach Wagners Tod uraufgeführten Feen bis heute nicht auf den Spielplänen durchsetzen. Erstaunlicherweise existieren aber eine ganze Reihe von Einspielungen, denen das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter Leitung von
Sebastian Weigle nun eine weitere hinzugefügt hat. Die Produktion entstand aus dem Livemitschnitt zweier konzertanter Aufführungen, wobei das abgesehen von dem auf einer CD nun wahrlich überflüssigen Schlussapplaus nicht negativ zu Buche schlägt.
Das Orchester spielt gerade im Vergleich mit älteren Einspielungen erfreulich klar, gut phrasiert und, von gelegentlichen Intonationstrübungen etwa in hohen Violinstellen oder einzelnen Bläserakkorden einmal abgesehen, recht sauber jedoch für die Sänger im Grunde ständig zu laut; ebenso wie der Chor (dessen Soprane massive Höhenprobleme zu verzeichnen haben) oft mehr brüllt als er singt. Das wirkt zwar höchst engagiert und dramatisch aber nicht immer schön.
Doch vor allem beeinträchtigt es die Solisten: Zwar werden sie auf der Aufnahme kaum einmal wirklich übertönt, doch sehen sie sich, außer in dezidierten Piano-Passagen, in der Tendenz offenbar ebenso wie der Chor ständig gezwungen zu schreien. Das verkraften zum Glück die Stimmen der beiden Hauptfiguren Ada (Tamara Wilson) und Arindal (Burkhard Fritz) recht gut und behalten ein gewisses Maß an Rundheit und Glanz, doch die meisten Frauenstimmen der Aufnahme erhalten durch die Lautstärke eine sehr unangenehme Schärfe in der Höhe, während die Männerstimmen oft sehr angestrengt und hart agieren. Da bleibt naturgemäß auch nicht mehr viel Raum für Ausdruck und Differenzierung. Das ist schade, denn im Grunde hat man es hier wie aus einigen leiseren Abschnitten ersichtlich wird mit durchaus schönen und für das Genre vergleichsweise schlanken Stimmen zu tun, die aber eben dynamisch immer wieder an (und über) ihre Grenzen getrieben werden.
Freilich ist dies nicht nur ein Problem dieser Aufnahme, sondern ein in romantischer Oper weit verbreitetes. Insofern ist diese Aufnahme eben aufgrund ihrer relativen Klarheit und der glücklich besetzten Hauptpartien durchaus zu empfehlen in der Hoffnung, dass irgendwann einmal eine auf den Markt kommt, in der die für Wagner ja so eminent wichtigen Texte wirklich noch mit Ausdruck gesungen werden können.
Andrea Braun