Joachim Raff
Die Eifersüchtigen
Matthias Bein, Balduin Schneeberger (Bariton), Raìsa Ierone, Mirjam Fässler (Mezzosopran), Serafina Giannoni (Sopran), Martin Roth (Bass), Benjamin Popson (Tenor), Orchestra of Europe, Ltg. Joonas Pitkänen
Bei dem jüngst auf dem Label Naxos erschienenen letzten Oper Die Eifersüchtigen von Joachim Raffs handelt es sich um ein relativ unbekanntes Werk. Der Komponist hat es in den Jahren 1880 bis 1882 kurz vor seinem Tode zu einem eigenen Libretto geschrieben. Auf den ersten Blick scheint es sich um eine ausgemachte Rarität zu handeln. Nicht immer halten Raritäten aber das, was sie zuerst zu versprechen scheinen. Eine Kurzfassung der Handlung ergibt sich aus dem Booklet: „Kern des Konflikts ist der Wunsch Don Geronimos, die ‚Falschen‘ zu verheiraten, die Intrige des Dieners Beppino, diesem entgegenzutreten, und der plötzliche Ausbruch der titelgebenden Eifersucht, der jedoch ebenso rasch wieder kalmiert wird, wie er entstanden ist. Die Oper endet versöhnlich mit der Ankündigung einer Tripelhochzeit.“ So weit so gut. Die Wirkung des Librettos ist indes eine ziemlich mäßige. Das harmlose Geschehen bewegt sich durchweg stark an der Oberfläche, weist keinerlei Tiefgang auf und ist ausgesprochen langweilig. Nein, glücklich wird man mit dem Textbuch in keinster Weise. Da bleiben viele Wünsche offen. Wenn man sich die Zeit der Uraufführung der Eifersüchtigen betrachtet, wird offenbar, dass diese der Zeit entspricht, als Wagners Parsifal in Bayreuth erfolgreich aus der Taufe gehoben wurde. Wer nun aber glaubt, Raff huldige in seiner Partitur nachdrücklich dem Bayreuther Meister, hat sich stark getäuscht. Seine Musik ist ein buntes Gemisch aus italienischem Belcanto und Mozart. Insbesondere der Figaro scheint für Die Eifersüchtigen Pate gestanden zu haben. Damit kann man leben. Der Klangteppich, den Dirigent Joonas Pitkänen und das gut disponierte Orchestra of Europe hier erzeugen, ist dann auch stark an Mozart orientiert, wirkt leicht und flüssig, ohne jeweils in ausufernder Dramatik auszuarten.
Nun zu den gesanglichen Leistungen: Matthias Bein singt den Beppino mit angenehmem, lyrischem und gut im Körper verankertem Bariton. Übertroffen wird er von seinem Stimmfachkollegen Balduin Schneeberger, der imposantes, strahlkräftiges Stimmmaterial in die Partie des Don Giulio einbringt. Trefflich klingt Mirjam Fässlers sonorer, bestens gestützter Mezzosopran in der Rolle der Ninetta. Raìsa Ierones Donna Bianca zeichnet sich durch einen vollen runden Mezzoklang und eine ebenmäßige Linienführung aus. Profund klingt der Don Geronimo von Martin Roth. Demgegenüber fallen der Tenor Benjamin Popson und die Sopranistin Serafina Giannoni, die den Don Claudio und die Donna Rosa flach und gänzlich ohne die erforderliche Körperstütze ihrer nicht gerade gefälligen Stimmen singen, deutlich ab. Insgesamt wirkt das Ganze etwas mittelmäßig.
Ludwig Steinbach