Werke von Kalliwoda, di Lasso, Orff und anderen
Dialoge
Duo ASAP – Almuth Siegel & Ágnes Pusker (Violinen)
Es erklingen nur zwei Violinen, und doch ist auf dieser CD des Duos ASAP eine enorme Bandbreite an Musik zu erleben: eine zweistimmige Reise durch Jahrhunderte und Musikstile, in der gesungen und getanzt, herzhaft und zupackend gefiedelt und einfühlsam und zart gestrichen wird. Almuth Siegel und Ágnes Pusker, die dem Duo ASAP mit ihren Initialen den Namen geben, bewegen sich dabei stilsicher von der Renaissance, in dem ihre Instrumente tatsächlich wie aus der Alten Musik entliehen klingen, bis hin zu zeitgenössischen Saitensprüngen, in denen es auch ruhig einmal derb wie auf einem dörflichen Tanzboden zugehen darf.
Eine der schwierigsten Übungen zeigen die beiden Geigerinnen gleich zu Beginn. In Johann Wenzel Kalliwodas Duett op. 181 Nr. 1 klingt nichts nach Etüde. Im Gegenteil – gerade in den Ecksätzen entwickelt das Werk unter den Fingern von Almuth Siegel und Ágnes Pusker einen ganz erheblichen konzertanten Drive. Da ist alles blitzsauber ausphrasiert, sind Spieltechniken herrlich differenzierend eingesetzt und beide Stimmen liefern sich einen erfrischenden musikalischen Wettstreit. Im zentralen Adagio dagegen singen die Violinen ein geradezu opernreifes Duett.
Gut passen zu Kalliwodas Duett auch die beiden Werke von Max Zenger und Robert Fuchs. Zengers kurze Sonate „komponiert im alten Stil“ ist dabei mehr der Klassik zugewandt, während sich die drei Phantasiestücke op. 105 von Fuchs dezent nach Frühromantik anhören. Dem Duo ASAP gelingt es in beiden Fällen, die kaum je gehörten Stücke natürlich und unangestrengt fließen und wie große Musik klingen zu lassen.
Beim künstlerischen Anspruch von Almuth Siegel und Ágnes Pusker darf es natürlich auch noch etwas virtuoser werden. Zwei zeitgenössische Kompositionen runden eine auch klanglich ausgezeichnete CD ab, die Tour de Force durch die Literatur für Violinduo und Demonstration des Könnens dieser jungen Formation zugleich ist. Wolfram Buchenbergs Saitentänze für zwei Violinen spielen mit Rhythmen und Klängen, nutzen die beiden Streichinstrumente in ihrer gesamten klanglichen Bandbreite und halten im finalen „Tanz der wilden Weiber“ auch ein paar überraschende vokale Effekte bereit.
In Wilfried Hillers Metamorphosen nach Bildern und Skulpturen von Antje Tesche-Mentzen (die im gut gemachten Booklet abgebildet sind) und Texten verschiedener Autoren tritt zu den zwei Geigen noch ein Sprecher hinzu.
Die Verbindung von Musik, Bildender Kunst und Literatur mag den Rahmen von 18 Miniaturen jeweils mit einer Spieldauer von einer bis drei Minuten fast sprengen, doch Wilfried Hiller schafft es, seine „Bilder einer Ausstellung“ abwechslungsreich, aber nicht kurzatmig sowie pointiert, aber nicht oberflächlich wirken zu lassen. Stefan Hunstein als Sprecher und die beiden Geigerinnen des Duos ASAP führen perfekt artikulierend und klangmächtig durch diese farbenreiche Ausstellung.
Daniel Knödler