Wagner, Richard
Der Ring – symphonisch
Arrangement von Andreas N. Tarkmann, Nordwestdeutsche Philharmonie, Ltg. Daniel Klajner
Einzug der Götter in Walhall, Walkürenritt, Feuerzauber, Waldweben, Siegfrieds Rheinfahrt und der Trauermarsch aus der Götterdämmerung sind die Orchesterstücke aus dem Ring des Nibelungen, die es ins Konzertrepertoire geschafft haben, auch wenn sich Richard Wagner Zeit seines Lebens dagegen gewehrt haben mag. Seltener sind die Versuche, den ganzen Ring in ein Format zu bringen, das konzertprogrammkompatibel wäre. Im Gegensatz zu der Version von Lorin Maazel ist die Ring-Bearbeitung von Andreas N. Tarkmann dramaturgisch ausgewogen und schafft es, die Geschichte instrumental zu erzählen. Das war auch sein Ziel, als er den Auftrag zu dieser Bearbeitung von der Nordwestdeutschen Philharmonie erhielt. Tarkmann, Professor für Instrumentation und Arrangement an der Musikhochschule Mannheim, hat nicht nur etliche Werke komponiert, sondern gilt als einer der besten Arrangeure für Orchester. Er greift in seiner Zusammenstellung des Rings nicht in die Klangwelt Wagners ein. Er ergänzt gelegentlich mit Instrumenalsoli, was die Bühnenfiguren singen. Manche Übergange wirken da vielleicht etwas abrupt, aber nur, wenn man die Anschlüsse im ganzen Ring kennt, wenn man weiß, wie das (im Original) wird.
Jedem Abend der Tetralogie ist ein in sich geschlossenes Stück von 20 bis 25 Minuten Dauer gewidmet, in denen die effektvollen orchestralen Highlights nicht fehlen. An Reduktionen des Ring-Orchesters fehlt es nicht. Tarkmann schreibt für dreifachen Holzbläsersatz inklusive Piccolo, Englisch Horn, Bassklarinette und Kontrafagott. Beim Blech verzichtet er im Vergleich zur Originalbesetzung auf zwei Wagnertuben, auf je eine Trompete, Basstrompete und Kontrabassposaune und auf die vielen Harfen (Einzug der Götter in Walhall), was aber der Wirkung wenig Abbruch tut.
Damit ist diese Fassung glänzend geeignet für das Konzertrepertoire von Orchestern, bei denen der Ring aus besetzungspraktischen Gründen auf dem Index stünde. Vor allem mit versierten Erzählern könnte Der Ring symphonisch ein spannender Konzertabend werden.
Die Nordwestdeutsche Philharmonie hat in den vergangenen Jahren auch als Wagner-Orchester (Tristan) von sich reden gemacht. Auch hier zeigt sie einmal mehr ihr instrumentales und klangliches Niveau unter der klug balancierten Leitung des opern-erfahrenen Dirigenten Daniel Klajner. Winzigkeiten der Phrasierung könnte man sich anders wünschen. Bei einigen Phrasen, in denen die Instrumente die Gesangsphrasen der Sänger ersetzen, hätte man stärker auf die Betonungen, die sich aus dem Text bei Wagner ergeben, setzen können. Technisch ist die Aufnahme ausgezeichnet, das Booklet lesenswert. Die CD bietet eine erstklassige Einstiegsdroge zur Ring-Welt. Und Wagnerianer, die sowieso jede Note (ihres Meisters aus Bayreuth) kennen, wird es freuen, dass sie jetzt nicht mehr zu den orchestralen Höhepunkten weiterzappen müssen.
Gernot Wojnarowicz