Der Musik-Instinkt

Daniel Levitin hat ein wunderbares und faszinierendes Buch geschrieben – für Musiker, Psychologen und alle, die die Faszination an Musik teilen und schon immer verstehen wollten, was mit uns geschieht, wenn wir Musik hören: Wie aus Klängen Musik entsteht, woher der plötzlich auftauchende Ohrwurm kommt oder weshalb Musik es vermag, in uns die stärksten Emotionen hervorzurufen.
“This Is Your Brain On Music: The Science of a Human Obsession” ist der englische Titel des Buchs und trifft das, worum es in dem Buch geht, eigentlich noch genauer als der in der deutschen Übersetzung gewählte Titel. Kognitionspsychologe und Neurowissenschaftler Levitin, Professor für Psychologie und Direktor des Laboratory for Music Perception, Cognition, and Expertise an der McGill Universität in Montreal, hat seine Leidenschaft zum Forschungsgebiet gemacht und befasst sich in seiner Arbeit mit den kognitionspsychologischen und hirnanatomischen Korrelaten von Musik im menschlichen Gehirn.
Levitin, der vor seiner wissenschaftlichen Karriere als Musiker und Produzent gearbeitet hat, nimmt seine Leser in neun Kapiteln an der Hand, um einige Wunder der Musik zu ergründen. Es gelingt ihm durch seine mitreißende Sprache und anhand zahlreicher Beispiele aus den verschiedensten Genres und Anekdoten aus dem Musikgeschäft, das Phänomen „Musik“ zu beleuchten, ohne diesem je den Zauber zu nehmen.
In einigen einführenden Kapiteln widmet sich Levitin zunächst den musikalischen „Bausteinen“, den grundlegenden Begriffen und Aspekten von Musik und gibt einen Überblick über Anatomie und Funktionsweisen des Gehirns. Mit diesen Grundlagen ausgestattet nimmt Levitin seine Leser nun mit auf musikpsychologische Entdeckungsreise; beschreibt die bei musikalischer Aktivität beteiligten enorm vielfältigen Gehirnregionen, die Prinzipien der akustischen Wahrnehmung und wie akustische Illusionen entstehen können. Außerdem zeigt Levitin sowohl auf, welche Rolle das Gedächtnis im Zusammenspiel mit Emotionen beim Musikhören spielt, als auch welche Einflüsse das Hören und auch Spielen von Musik wiederum auf die Funktionsweise des Gehirns und dessen Leistungsfähigkeit haben. Er beschreibt, wie sich Expertise über die Zeit entwickelt und analysiert, welche Eigenschaften „guten“ Musikern zugeschrieben werden. Nach diesem umfangreichen und anregenden Überblick über das Musik-Erleben schließt Levitin mit Überlegungen zu evolutionsbiologischen Grundlagen von Musik: Eine der ältesten und trotzdem noch immer allgegenwärtigen Leidenschaften der Menschen findet ihre adaptive Funktion vor allem im sozialen Leben und kann nach Levitin kein Zufall gewesen sein.
In Der “Musik-Instinkt” beschreibt Levitin die verschiedensten Aspekte und Seiten des Phänomens Musik – und dies auf eine packende und anregende Weise und in einer Sprache, die sowohl wissenschaftlich als auch unterhaltsam und eingängig und auch für Laien auf dem Gebiet der Neuropsychologie leicht verständlich ist.
Mona Park