Carl Maria von Weber
Der Freischütz
Eine Produktion von der Seebühne der Bregenzer Festspiele 2024 unter der Regie von Philipp Stölzl; Mauro Peter, Nikola Hillebrand, Christof Fischesser, Katharina Ruckgaber, Moritz von Treuenfels, Chor der Bregenzer Festspiele, Prague Philharmonic Choir, Wiener Symphoniker, Ltg. Enrique Mazzola
2024 war auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele zum ersten Mal Webers romantische Oper Der Freischütz zu erleben. Nur kurze Zeit nach Beendigung des Festivals erschien diese denkwürdige Produktion nun bei dem Label C Major auf DVD.
Hochkarätig präsentiert sich das Sängerensemble: Mauro Peter singt mit angenehmem, gut verankertem lyrischem Tenor den Max. Einen beeindruckenden, bestens italienisch fokussierten jugendlich-dramatischen Sopran bringt Nikola Hillebrand in die Partie der Agathe ein. Weit entfernt von soubrettenhafter Leichtigkeit gibt Katharina Ruckgaber ein gefälliges Ännchen. Sehr sonor und tiefgründig klingt der Kaspar von Christof Fischesser. Andreas Wolf ist ein profund und ausdrucksstark, dabei bestens auf Linie intonierender Eremit. Mit prägnantem Bariton wertet Maximilian Krummen die kleine Rolle des Kilian auf. Ein robuster Kuno ist Franz Hawlata. Das Niveau seiner Mitstreiter erreicht Liviu Holenders Fürst Ottokar nicht ganz. Einen ausgezeichneten Samiel gibt der Schauspieler Moritz von Treuenfels. Der Chor macht seine Sache gut. Am Pult der gut gelaunten und intensiv aufspielenden Wiener Symphoniker setzt Dirigent Enrique Mazzola auf zügige Tempi und einen ebenmäßig dahinfließenden Klang.
Ausgesprochen neu und ungewohnt mutet die Inszenierung von Philipp Stölzl an, der auch das Bühnenbild schuf. Es ist schon ein ausgemachtes Spektakel, das er hier auf die Bühne bringt. Stölzl hat das Werk in seiner ursprünglichen Zeit, nämlich kurz nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, belassen und siedelt das Ganze in einem heruntergekommenen Dorf in einer öden Winterlandschaft an. Zum Spielleiter wird der hier rote Jäger Samiel, der sehr beherzt durch das Stück führt, mit Kommentaren nicht spart und sogar manchmal singen darf. Bei Stölzl ist Max ein Schreiber. Agathe und Ännchen erscheinen als lesbisches Liebespaar, das in die Schweiz fliehen will. Dabei ist Agathe von Max schwanger. Der Anfang nimmt das tragische Ende vorweg. Agathe ist beim Probeschuss getötet worden und Max wird gehängt. Samiel, der seltsamerweise mit seinem Gewissen kämpft, bietet dem Publikum als Alternative ein gutes Ende an, in dem – ganz konventionell – Agathe überlebt und Kaspar stirbt. Dieses wird dann gespielt. Dabei schlüpft der rote Jäger selbst in die Rolle des Eremiten. Gekonnt überzeugt er den als Ludwig II. auftretenden Fürsten Ottokar, Max zu vergeben. So weit so gut.
Die Produktion ist sehr kurzweilig. Indes wird zu oft in die Musik eingegriffen, diese gekürzt und der Text teilweise umgedichtet, was nicht sein sollte.
Ludwig Steinbach