Lorenz Pöllmann/Clara Herrmann (Hg.)

Der digitale Kulturbetrieb

Strategien, Handlungsfelder und Best Practices des digitalen Kulturmanagements

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: SpringerGabler, Wiesbaden
erschienen in: das Orchester 10/2019 , Seite 56

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Wenn auch das Singen auf der Bühne oder das Musizieren im Orchestergraben immer noch unveränderte Formen künstlerischer Urproduktion sind (und bleiben werden), verändert sich das unmittelbare Umfeld rasant: Die digitale Erfassung und Archivierung von Notenbeständen, Livestreaming von Vorstellungen, digitale Projektionen auf der Bühne oder Anwendungen von Virtual und Augmented Reality sind in Orchestern, Opern- und Konzerthäusern längst Realität. Das von Lorenz Pöllmann und Clara Herrmann herausgegebene Buch zum digitalen Kulturbetrieb ist ein Meilenstein. Denn erstmals in der Kulturmanagement-Fachliteratur wird die Digitalisierung umfassend und übergreifend für alle Kultursparten in einem Werk behandelt. Die beiden Herausgeber und weitere 26 Fachautoren leuchten nahezu jeden Winkel des digitalen Kulturbetriebs aus. Das Buch ist grob in die drei Teile des Untertitels gegliedert: Strategien, Handlungsfelder und Best Practices. Einleitend beschreiben die Herausgeber, wie die Kulturbetriebe dem digitalen Wandel ausgesetzt sind und wie Grundlagen einer Digitalstrategie entwickelt werden können. Diese geht aus von der Vision, dem Leitbild des Kulturbetriebs, und zwingt zur Positionierung. Digitale Inhalte, die Erfassung der Besucher, Datenschutz und Datennutzung sind ebenso zu planen wie die digitale Infrastruktur und Arbeitskultur. Wie geht die Kulturpolitik mit dem Thema um? Wie zugänglich sind Daten von und für Kultureinrichtungen? Wie geschieht „Wandel durch Innovationen“? Der Kulturbetrieb hat hier vor allem drei Aufgaben zu lösen: Infrastruktur aufbauen und Hilfsmittel bereitstellen, die Arbeitskultur und Haltung der Mitarbeiter verändern sowie digitale Produkte und Dienstleistungen entwickeln (Holger Simon). Christian Gries beschreibt am Beispiel des Museumsbetriebs, wie Arbeitsbereiche und Wirkungsfelder einer digitalen Strategie aussehen und wo sie im Kundenkontakt im Einzelnen zur Anwendung kommen. Der zweite Teil „Handlungsfelder“ beleuchtet konkrete Anwendungsbereiche in der Praxis: den Einsatz von künstlicher Intelligenz, digitales Ticketing und Customer Relationship Management (CRM), ganzheitliche Online-Kommunikation, Augmented Reality, digitales Audience Development, Digitalisierung in Freundes- und Förderkreisen, Kunsthandel über Online-Galerien und DSGVO und Datenschutz. Im dritten Teil wird in Best-Practice-Beispielen unter anderem dargestellt, wie sich Kulturbetriebe zu besonders besucherfreundlichen „smart places“ entwickeln können, wie das Frankfurter Städel Museum seine Digitalstrategie umsetzt oder wie das virtuelle Konzerthaus Berlin digitale Musikvermittlung betreibt.
Fazit: Das Buch ist ein Muss für die Verantwortlichen in jedem Kulturbetrieb, die sich mit der Entwicklung einer Digitalstrategie befassen.
Gerald Mertens