Wolfgang Amadeus Mozart

departure: Overture Lucio Silla/ Piano Concerto in E-flat major „Jenamy“/ Symphony No. 34 in C major

Vasco Dantas (Klavier), Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Ltg. Douglas Bostock

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Coviello classics
erschienen in: das Orchester 5/2023 , Seite 69

Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim wurde 1950 gegründet und gehört zu den Ensemb­les, die damals im barocken und klassischen Repertoire interpretatorische Zeichen setzten und sich von dem schwerfälligen Stil der großen Sinfonieorchester in diesem Bereich deutlich absetzten. Interessanterweise war das Gebiet des heutigen Baden-Württemberg damals für Kammerorchester ein besonders fruchtbarer Boden: Schon 1945 entstand das Stuttgarter Kammerorchester, 1952 wurde das Kurpfälzische Kammerorchester in Mannheim gegründet, 1960 kam das Württembergische Kammerorchester Heilbronn hinzu. Pflegten diese Klangkörper zunächst einen zwar transparenten und frischen, jedoch nicht unbedingt historischen Stil, haben sie sich trotz der Verwendung moderner Instrumente tendenziell dem „alten Stil“ angenähert. Wobei sie, das darf nicht vergessen werden, natürlich immer auch Musik vom 19. bis 21. Jahrhundert spielen.
Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim steht seit 2019 unter der Leitung des englischen Dirigenten Douglas Bostock – und legt nun mit dieser Mozart-CD einen sehr ansprechenden Nachweis seines aktuellen Leistungsstands vor. Die Aufnahme ist ein Live-Mitschnitt aus dem heimischen CongressCentrum in Pforzheim, wo das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim zu den ganz wichtigen Kulturträgern gehört.
Das reine Mozart-Programm steht unter dem Titel departure, „Aufbruch“. Es verweist zum einen auf Mozarts Absicht, sich der Fesseln der Festanstellungen in Salzburg zu entledigen, zum anderen auf den Aufbruch zu neuen musikalischen Ausdrucksdimensionen und kompositorischen Ansprüchen. Nicht umsonst setzt Charles Rosen in seinem Buch Der klassische Stil den Beginn der Wiener Klassik mit Mozarts Jenamy-Konzert KV 271 an. Das früher Jeunehomme genannte Es-Dur-Klavierkonzert steht im Zent­rum der Aufnahme, die davor die Ouvertüre zur frühen Meisteroper Lucio Silla und danach die C-Dur-Sinfonie KV 338 bringt. Die in Salzburg komponierte dreisätzige Sinfonie zeigt Mozart in der Tat auf dem Sprung zu den großen späten Sinfonien.
Diese Mozart-CD gefällt durch die sehr impulsiven, im Rhythmus plastischen und im Tempo zügigen Wiedergaben, bei denen das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim sehr reaktionsschnell und feurig spielt. Douglas Bostock sorgt für Klarheit des Klangs und deutliche Konturen. Er setzt dramatische Impulse, vor allem in der Sinfonie, deren nicht selten mitreißenden Elan er überzeugend zur Geltung bringt. Im Jenamy-Konzert ist der portugiesische Pianist Vasco Dantas ein vorzüglicher Solist, der mit brillantem und perlendem Anschlag und klarer Strukturierung seine Parts spielt. Auch im Andantino und dem im Tempo zurückgenommenen Teil des Finales musiziert er überaus flüssig und schillernd.

Karl Georg Berg