Surges, Franz

Den Wind belauscht

für Flöte, Klavier und Violoncello, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dohr, Köln 2015
erschienen in: das Orchester 05/2015 , Seite 74

Der Komponist und Kirchenmusiker Franz Surges (*1958) hat schon über 60 Werke bei der Edition Dohr veröffentlicht, darunter etliche Vokalmusik für Chöre und Solostimmen, Kammermusik, Orgelwerke und zwei weitere für Orchester: Sinfonia ad honorem Joseph Haydn für großes Orchester (2005) und Sinfonietta für Kammerorchester (2009).
Franz Surges ist derzeit als Kirchenmusiker, Chorleiter und Musiklehrer in Eschweiler tätig. Als Komponist hat er schon mehrfach Preise gewonnen, u.a. einen ersten Preis beim Kompositionswettbewerb „Zur
Förderung der zeitgenössischen Musikpflege in den Gottesdiensten“ in Schwäbisch Gmünd (1991) und ebenfalls einen ersten Preis beim Wettbewerb „Hoftrompeter-Mayrhofer-Preis“ in Passau (2002).
Den Wind belauscht wurde 2013 komponiert und ist in gemäßigt moderner Tonsprache geschrieben. Das elf Partiturseiten lange Kammermusikwerk ist problemlos zu spielen und wäre sicherlich auch ein guter Kammermusikbeitrag für den Wettbewerb „Jugend musiziert“. Die in gut lesbarem Notensatz gehaltene Ausgabe enthält zwei vierseitige Stimmen für die beiden Melodieinstrumente, bei welchen hilfreiche Stichnoten des jeweils anderen Instruments eingearbeitet sind.
Als außermusikalischer Idee ist dem Werk ein Gedicht von Max Dauthendey vorangestellt, Der Wind hat Stimme bekommen, in welchem der Wind als Metapher behandelt wird, manchmal allerdings am Rande des Kitsches, wenn es beispielsweise heißt: „Er möchte mit krassen Gelüsten aufbauen und verwüsten.“ Die gut durchdachte, fantasievolle Musik von Franz Surges braucht solche Metaphern eigentlich nicht.
Der Komponist hat das kurze Werk in sieben ineinander übergehende Abschnitte gegliedert, die auch Bezug aufeinander nehmen. So kehrt der rezitativisch gehaltene Beginn, mit einem Wechselspiel zwischen der Flöte und dem Violoncello und unterstützt von klangvollen, bitonal angehauchten Klavierakkorden, gegen Ende als sechster Abschnitt wieder; ebenso der in freiem Tempo gespielte dritte Abschnitt, mit Flageoletts des Violoncellos zu Trillern und kurzen Einwürfen der Flöte, als fünfter, hier ergänzt mit Resonanztoneffekten des Klaviers, die allerdings in ungünstiger Lage komponiert sind und deswegen kaum zur Geltung kommen. Der zweite Abschnitt ist im tänzerischen Fünf-Achtel-Takt gehalten, Flöte und Violoncello spielen kanonisch zu den Staccatoakkorden des Klaviers. In der Mitte des Werks gibt es ein Klavierzwischenspiel mit kräftigen Oktaven im Abstand einer großen Septime. Dieses Hauptmotiv bleibt länger erhalten und bildet einen spannungsgeladenen Kontrast zu den schlichten, modal geführten Linien der beiden Melodieinstrumente. Das kurzweilige Kammermusikwerk Den Wind belauscht klingt unbeschwert und vergnügt in liedhaftem, jazzig gefärbtem Swing aus.
Christoph J. Keller