Werke von Gaetano Donizetti, ­Derek Bourgeois, Pjotr Tschai­kowsky und anderen

Deep Heights

Lisa Hochwimmer (Bassposaune), Philharmonisches Orchester Kiel, Ltg. Benjamin Reiners

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Genuin
erschienen in: das Orchester 11/2022 , Seite 67

Beeindruckend leichtfüßig klingt Lisa Hochwimmer auf ihrer Bass­posaune. Jeder Ton hat eine eigene Wertigkeit. Kein Dauervibrato, sondern belebte Töne entlockt sie dem tiefen Messingblech. Die Solistin der Aufnahme ist nicht nur Musikerin, sie ist Musikantin. Genau das ist gefragt bei der Gestaltung des sehr vielseitig ausgewählten Programms aus Originalwerken für Bassposaune und Arien aus dem Repertoire der Oper des 19. Jahrhunderts. Begleitet vom Philharmonischen Orchester Kiel glänzt die tiefe Posaune in allen Farben und allen Lagen.
Generalmusikdirektor Benjamin Reiners leitet sein Orchester verantwortungsvoll präzise und gestaltet jede Phrase mit der vom Soloinstrument vorgegebenen Artikulation und Interpretation. Dank der Erfahrung der Tontechniker klingt die Posaune ganz natürlich voluminös sowie kernig.
Die Bassposaune und die Tuba teilen das gleiche Schicksal, ganz hinten im Orchester zu sitzen, und so teilen sie sich auch das Konzert von Alexey Lebedev als eines ihrer Standardwerke. Es bleibt zu hoffen, dass sich künftig noch mehr Komponisten wie Derek Bourgeois und Christopher Brubeck speziell auch der Bassposaune widmen und nicht nur ein Konzert für Tuba gleichzeitig für Bassposaune herausgeben.
Im Gegensatz zu Brubeck wählte Bourgeois ein Blasorchester, hier als Band bezeichnet, als begleitenden Klangkörper, welcher gemeinsam mit dem Stabspiel-Instrumentarium, Percussion und Pauken zu einem vollwertigen Ensemble wird. Man vermisst die Streicher nicht.
Lisa Hochwimmer spielt im Jazz- und Swingcharakter ebenso ausdrucksstark wie in den Arien aus Don Pasquale und Don Carlo. Das „Lied an den Abendstern“ aus Richard Wagners Tannhäuser zelebriert sie einfühlsam gemeinsam mit dem Kieler Orchester und ­dessen warmem Streicherklang.
In seinem Prague Concerto zeigt Christopher Brubeck, wie agil sich eine Bassposaune bewegen kann. Hat man gefühlt eben noch in einem rauchigen Jazzclub gesessen, befindet man sich im nächsten Moment in einem noblen Saal, in dem eine Bigband spielt – von einem Streichorchester verstärkt. In beiden Situationen dominiert ein Drumset den Rhythmus der Musik.
Das Booklet, in deutscher und englischer Sprache, informiert detailliert über die Künstlerinnen und Künstler sowie über das Programm. Sehr ansprechend erscheint das Cover. Wo kann man in Kiel eine bessere Kulisse für ein Foto finden als an einem Strand? Die Höhen und Tiefen des Meeres passen perfekt zum Titel Deep Heights.
Wie im Text zu lesen ist, wurde der Solistin nach ihrer Abschlussprüfung empfohlen, eine CD zu produzieren. Nichts Besseres hätte sie tun können, als dieser Empfehlung zu folgen. Es wäre allen Orchestern zu empfehlen, Instrumente wie die Bassposaune und das gesamte hohe und tiefe Blech regelmäßig in ihren Konzerten solistisch zu präsentieren.
Siegfried Jung