Kunets, Yury
Dedication. Symphonic Music
Wroclaw Score Orchestra, Sinfonia Varsovia, Ltg. Lee Holdridge
Den Titel dieser CD versteht der Komponist Yury Kunets als eine Widmung den Menschen, die mir viel bedeuten und bedeutet haben. Ob er ihnen damit eine Freude macht? Denn: Verwundert reibt man sich die Ohren und sucht zunächst einmal eine der beiden (immer etwas problematischen) Schubladen mit den Aufschriften U und E. Entscheidet man sich für U, dann mag die Sache angehen, und Kunets Kompositionen mögen dort in Frieden ruhen. Ein längeres Leben wird ihnen kaum beschieden sein. Das Attribut symphonisch freilich suggeriert die Ablage in der E-Schublade und dorthin kann sich diese Symphonie aus der heilen Welt nur verirrt haben!
Die 16 Stücke der CD (verstanden als 16 Sätze einer Sinfonie?) sind an Süßlichkeit kaum zu übertreffen und zudem von erschreckender Beliebigkeit. Nur ein paar Beispiele: Wer nach der Nr. 4 Waltz Schwanensee lässt grüßen! versucht, einen langsamen Walzer aufs Parkett zu legen, wird sich die Beine verknoten und sich gleich mit dazu legen. Selbiges gilt für die Nr. 6 March, bei dem nun wieder der gute Peer Gynt Pate gestanden hat. Wer allerdings so marschiert, wird zur leichten Beute jedes Feindes obwohl, vielleicht lacht sich dieser ja beim Anblick von derlei Bewegungsabläufen einfach tot. Die folkloristisch gehaltene Nr. 13 Dance ist auch nicht wirklich tanzbar es sei denn für einen an Kette und Nasenring gehaltenen Bären.
Bei der Nr. 8 Requiem hat man den Eindruck, dass der teure Verblichene ein ordentliches Sümmchen hinterlassen haben muss bei den Erben geht es zwar nicht unbedingt heiter zu, aber auch nicht besonders traurig! In der Nr. 10 Triumph klappt es mit dem Walzer, der Kunets oben nicht so recht gelingen wollte, schon etwas besser. Aber Triumph? Den können andere besser! Auch Kunets Vorstellungen von einer nächtlichen Stadt (Night City, Nr. 16) sind wohl eher ländlich geprägt. Aber das mit der Nacht, das mag schon stimmen: Befreiender Schlaf senkt sich auf den Hörer hinab. Mit Elegie ist die Nr. 11 überschrieben aber wozu? Alle 16 Stücke sind auf ihre Art elegisch und unterscheiden sich so nicht sonderlich voneinander.
Die sieben am Klavier begleiteten Orchesterstücke (zwei davon auch noch mit kitschigem Schubidu-Chor) klingen alle mehr oder weniger nach Richard Clayderman. Musik darf alles. Nur eines nicht: langweilig sein. Kunets Kompositionen sind es.
Auch das Booklet (oder besser: die CD-Hülle) wirft einige Fragen auf. Den Ausführenden muss man im Kleingedruckten schon sehr genau nachspüren; sie sind im Begleittext mehr versteckt als veröffentlicht. Und der Pianist im Clayderman-Stil, der hier immerhin eine ganze Menge zu tun hat, wird im Unterschied etwa zu den Toningenieuren überhaupt nicht genannt. Ob er sich geschämt hat?
Friedemann Kluge