Springfeld, Sara / Norbert Greiner / Silke Leopold (Hg.)

Das Sonett und die Musik

Poetiken, Konjunkturen, Transformationen, Reflexionen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016
erschienen in: das Orchester 06/2017 , Seite 61

Der Band, den Sara Springfeld, Norbert Greiner und Silke Leopold zum Symposion, das im September 2012 in Heidelberg stattgefunden hat, vorgelegt haben, behandelt zur „Sonett“-Thematik verschiedene Fragen. Keineswegs geht es nur vordergründig um die lyrische Gattung. Eloquent und fundiert führt Silke Leopold seitens der Musikwissenschaft in die Problematik ein. Anhand ausgewählter Petrarca-Vertonungen bahnt die Autorin sich in ihrem Vortrag einen Weg durch die Musikgeschichte. Es gelingen überraschende inhaltliche Verbindungen zwischen Claudio Monteverdi und Franz Schubert. Ein Spektrum eröffnet sich, das sich über Epochengrenzen hinwegsetzt und auch stilgeschichtliche Überlegungen zweitrangig werden lässt.
Den Literaturwissenschaftler Rüdiger Görner interessieren über das „Klanggedicht“ hinaus „intermediale Transformationen“. Der Anglist Felix Sprang erörtert ästhetisch und theoretisch die Form. Er untersucht in metrischer Hinsicht, bezogen auf die formale wie inhaltliche Konzeption, den „thematischen Wechsel“, die „volta“, im italienischen und englischen Sonett. Die Musikwissenschaftlerin Christine Faist hat sich mit spanischen Sonetten des 17. Jahrhunderts auseinandergesetzt und die Vertonungen Tres Sonetos von José Luis Turina im 20. Jahrhundert interpretiert.
Italienische „Vanitas“-Sonette stehen im Zentrum der Beiträge von Marc Föcking (Romanistik) und Joachim Steinheuer (Musikwissenschaft). Föcking bietet einen Epochenrundblick vom 13. bis 17. Jahrhundert. Steinheuer konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1550 und 1650.
Der Germanist Thomas Borgstedt analysiert die Sonett-Thematik mit Bezug zur Liedform, ausgehend von der Sonettform im Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Die Musikwissenschaftlerin Sara Springfeld stellt ebenfalls die Frage nach der Liedhaftigkeit im Zusammenhang der Geschichte des Sonetts und reflektiert, weshalb sich im 17. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum kaum Vertonungen nachweisen lassen. Den Zyklus der Römischen Sonette von Wjatscheslaw Iwanow stellt die Slawistin Henrieke Stahl der getroffenen Auswahl und eigenen Zyklusvertonung von Alexander Gretschaninow gegenüber.
Mit der Tradition und Rezeption russischer Shakespeare-Vertonungen beschäftigt sich der Musikwissenschaftler Stefan Weiss. Der Anglist Norbert Greiner zeigt anhand von Shakespeares Sonett 66 „die übersetzerische Rezeption“. Daran knüpft die Musikwissenschaftlerin Dorothea Redepenning mit ihrer Untersuchung dieses Sonetts in der Rezeption, übertragen von Boris Pasternak, vertont von Dmitri Schostakowitsch, an. Die Anglistin Sonja Fielitz konzentriert sich auf das Sonett im dritten Akt von Giuseppe Verdis Oper Falstaff. Der Musikwissenschaftler Hartmut Schick erläutert die Funktionen des Sonetts in Richard Strauss’ Oper Capriccio. Lesenswerte, forschungsrelevante Beiträge liegen damit zum Sonett vor.
Iris H. Winkler