Raphael/Severin/Alexis von Hoensbroech
Das Peripetie Prinzip
Die Kunst wirksamer Führung
Drei Brüder schreiben ein Buch. Der eine ist promovierter Musikwissenschaftler, Dirigent und Direktor eines Konzerthauses, der andere Diplom-Psychologe, Schauspieler und Moderator, der dritte promovierter (Astro-)Physiker und Topmanager eines internationalen Konzerns. Kann man sich eine spannendere Autorenmischung für ein Führungsbuch vorstellen? Schon nach Lektüre der ersten Seiten stellt man fest: Volltreffer!
In den vergangenen Jahren sind halbe Bibliotheken mit Büchern über Führung und Leadership gefüllt worden, die oftmals ein Stück weit akademisch daherkamen. Nicht so dieses Buch. Wenn drei Praktiker aus ihren unterschiedlichen Berufsbereichen und Blickwinkeln Führungsprozesse sezieren, ermöglicht dies sehr spannende Einblicke und Reflektionen.
Und warum nun der Titel Peripetie? Diesen Begriff aus dem antiken Drama würde man heute vielleicht mit in der Krise liegt die Chance übersetzen. Wo also sind die genialen Momente, in denen gutes Führungshandwerk in schwierigen Situationen zu einem Ausweg, zu einer Verbesserung der Lage führt? Und da man diese genialen Momente nicht erzwingen kann, wie kann man sie ermöglichen?
Es geht beim Auftritt vor und bei der Führung von Menschen vor allem um Wirksamkeit und Authentizität. Im ersten großen Abschnitt mit dem Titel Auf der Bühne durch die Wand gehen geht es darum, wie man als Führungskraft überzeugend vor einer größeren Gruppe auftritt und Inhalte vermittelt, auf Zwischenrufe oder Unvorhergesehenes reagiert, wie Heldengeschichten funktionieren, wie man einen guten Schluss findet und langweilige Präsentationen vermeidet. Das gilt ebenso für den Auftritt eines Orchestervorstands in der Orchesterversammlung wie für den eines Intendanten im örtlichen Parlament.
Der zweite Abschnitt des Buchs (Musik machen statt Noten spielen) stellt auf die Arbeitsweisen eines Orchesters ab, welches einerseits die letzte Bastion autokratischer Führung ist, andererseits aber in vielen kleinteiligen Mikroteams funktioniert. Viele Dinge, die im Unternehmensalltag passieren, kann man anhand von Führungsstrukturen eines Orchesters analysieren und umgekehrt. Wie geht man am besten mit Fehlern um? Welche Rolle spielen dabei die Kollegen?
Diverse Führungsfallen werden angesprochen, wie z.B. Machtdemonstration, Nichtführen, Mikromanagement, Status, und wie man mit ihnen umgeht. Zur Auf-lockerung sind in einigen Passagen des Buchs in den oberen Seitenhälften Praxisbeispiele erläutert, die die dargestellten Führungsprozesse gut flankieren.
Insgesamt ist das Buch sehr locker geschrieben, kurzweilig zu lesen und unbedingt zur Lektüre zu empfehlen, auch für Menschen, die gut geführt werden wollen.
Gerald Mertens