Krebs, Johann Ludwig
Das Orchester- und Kantatenwerk
4 CDs
 	
der einzige Krebs in meinem Bache: dieser bekannte Ausspruch des Thomaskantors Johann Sebastian Bach bezieht sich auf seinen Schüler Johann Ludwig Krebs und ist gewiss als Ausdruck des Lobes für den 1713 im thüringischen Buttelstedt geborenen Komponisten und Organisten zu verstehen. Im vergangenen Jahr wurde also des 300. Geburtstags des mitteldeutschen Barockmeisters gedacht  und das war vor allem an seinen Wirkungsstätten in Thüringen und Sachsen ein guter Anlass, sich vermehrt mit Krebs zu beschäftigen und auch Aspekte seines Werks in den Blick zu nehmen, die bis dato wenig beachtet wurden. Dazu gehören ganz ohne Frage die Orchestermusik und die Kantaten, denen die vorliegenden Einspielungen gewidmet sind.
 	Der Orgelmeister Krebs als einer der bedeutenden Schüler Bachs war ja schon länger in Konzerten oder auf Platte und CD präsent, eng verbunden mit seinem langjährigen Arbeitsplatz, der Schlosskirche in Altenburg mit ihrem ausgezeichneten Instrument, der Orgel von Tobias Heinrich Gottfried Trost. Diese gehört zu den herausragenden Werken des 18. Jahrhunderts und hat mit ihren Flöten- und Streicherregistern einen besonderen Klang, der in die Zukunft in Richtung galanter Stil reicht.
 	Die Vokal- und andere Instrumentalmusik des Meisters dagegen gleicht einer Entdeckung und macht die vorliegenden Aufnahmen besonders wertvoll. Diese entstanden im Zusammenhang mit den Krebs-Feiern im Jubiläumsjahr und werden getragen von exzellenten mitteldeutschen Barockensembles. Michael Schönheit, u.a. Gewandhausorganist und Domorganist in Merseburg, leitet seine Merseburger Hofmusik, es singt das Collegium Vocale Leipzig. Auf hohem Niveau agieren auch die in der mitteldeutschen Barockszene bewährten Solisten, darunter Britta Schwarz oder Tobias Berndt. Die lebendigen und ausgefeilten Wiedergaben stehen für eine historische Aufführungspraxis auf hohem Niveau und bringen deshalb die Qualität und den Reiz der Musik Krebs aufs Schönste zur Wirkung.
 	Die in Art eines Taschenbuchs angelegte Buch-CD-Box mit vielen Bildern und detailreichen Textbeiträgen, vor allem von dem aktuellen Schlossorganisten in Altenburg und ausgewiesenen Krebs-Kenner Felix Friedrich, bringt Sinfonien und drei Konzerte von Johann Ludwig Krebs, ein Magnificat, eine Missa brevis, drei Sanctus-Vertonungen, ein Oratorium funebre, die besinnliche Aria Bist du noch fern und sieben Kantaten. Krebs zeigt sich als vorzüglicher Schüler des alten Bach. Er hat viel beim Thomaskantor gelernt, weiß aber auch selbst vortrefflich zu komponieren und einen eigenen Ton zu finden. Die vier CDs lassen viel über die Kompositionspraxis nach Bach erfahren, vor allem im Blick auf das Schreiben von Kirchenkantaten, das mit Bach ja nicht beendet ist. Sehr spannend ist z.B. im Fall der Weihnachtskantate Uns ist ein Kind geboren, wie Krebs Bachs Vorbild folgt  vor allem im Choral Ach mein herzliebes Jesulein  und doch eine eigene musikalische Sprache spricht.
 	Die verdienstvolle Neuerscheinung erweitert denn auch unser Bild von der mitteldeutschen Barockmusik ganz ungemein.
 	Karl Georg Berg


            
            
            