Rampe, Siegbert (Hg.)

Das Neue Bach-Lexikon

3., stark erweiterte und umfassend überarbeitete Auflage

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Laaber, Laaber 2016
erschienen in: das Orchester 07-08/2016 , Seite 66

Fünfzehn Jahre sind seit dem Erscheinen des Bach-Lexikons vergangen. Ein wahrlich langer Zeitraum, mit vielen neuen Forschungsergebnissen, die es in der Tat sinnvoll erscheinen lassen, dass das Werk umfassend überarbeitet und erweitert wurde. Mit Siegbert Rampe wurde ein neuer Herausgeber verpflichtet, der seine Aufgabe gewissenhaft ernst nahm: „Von den 453 Artikeln aus dem Jahr 2000 erscheinen 92 vollständig neu, 37 weitere vermehrt. […] Neu hinzu kommen 121 zusätzliche Artikel zu Stichworten, die bisher unberücksichtigt geblieben waren“, so Rampe im Vorwort. Obwohl insgesamt 63 Autoren für dieses Lexikon gewonnen werden konnten, stammen fast alle neuen Artikel aus der Feder von Siegbert Rampe.
Man kann sicherlich darüber streiten, warum das eine oder andere Stichwort fehlt, dieses Problem stellt sich bei jedem Lexikon. Man sollte hier nicht allzu beckmesserisch sein, aber der Sachverhalt, dass bei den meisten Artikeln der „persönliche Zugriff des Herausgebers und seine eigene Sicht der Dinge über die reine Sach- und Faktenvermittlung hinaus auf Schritt und Tritt zu spüren sind“, wie im Vorwort zur Neuausgabe konstatiert wird, ist nicht unbedingt das, was man sich von einem Lexikon wünscht. Ebenso wenig wie die enge Verzahnung mit den anderen Bänden des Bach-Handbuchs, insbesondere wenn hierunter die Eigenständigkeit des vorliegenden Bandes leidet. Was sich insbesondere daran zeigt, dass bei manchen Artikeln die bibliografischen Angaben ganz fehlen oder sehr rudimentär sind.
Hinzu kommt, dass es zahlreiche Artikel gibt, deren Literaturangaben vor dem Jahr 2000 enden. So fehlen, um nur einige wenig Beispiele zu nennen, bei dem Artikel zu Robert Schumann die Verweise auf wichtige Handbücher und die Literaturangaben enden im Jahr 1998. Unter dem wichtigen Stichwort „Harmonik“ wird lediglich eine Untersuchung von Carl Dahlhaus aus dem Jahr 1956 erwähnt. Schade zudem, dass auf den Bereich der Digitalisierung und den damit verbundenen möglichen freien Zugriff auf Bachs Manuskripte usw. seit 2010 nur am Rande des Artikels „Bach-Archiv Leipzig“ verwiesen wird. Die Digitalisate liegen dort zumeist in bester Bildqualität vor, was man von den Abbildungen im Neuen Bach-Lexikon nicht behaupten kann: Diese sind leider durchweg schwarz-weiß und aufgrund der Druckqualität stellenweise wenig aussagekräftig. Eine umfangreiche Chronik zu Bachs Leben und ein Werkverzeichnis helfen bei der Orientierung.
Das Neue Bach-Lexikon stellt gleichwohl den Stand der Bach-Forschung im Jahr 2014 dar, dar und ist – trotz einiger Einwände – ein zufriedenstellendes Nachschlagewerk, das in keiner Bibliothek fehlen sollte. Auch aus dem Grund, weil der recht hohe Preis eine private Anschaffung erschweren dürfte. Welcher interessierte Student kann sich dieses Buch leisten?
Michael Pitz-Grewenig