Marx, Hans Joachim (Hg.)

Das Händel-Lexikon

Das Händel-Handbuch, Bd. 6

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Laaber, Laaber 2011
erschienen in: das Orchester 07-08/2011 , Seite 64

Das erst jüngst erschienene Händel-Lexikon komplettiert die sechsbändige Reihe des groß angelegten Händel-Handbuchs. Gleichzeitig ist es ein weiteres gewichtiges Nachschlagewerk über einen Großmeister, welches das Barock neu und auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand erschließt.
Nach dem Willen des Herausgebers sind die einzelnen Artikel drei größeren Sachgebieten zugeordnet worden: „Dem Leben des Komponisten im Kontext seiner Zeit, dem Werk in seiner gattungsgeschichtlichen Bedingtheit und der Nachwirkung seiner Kompositionen in den 250 Jahren, die seit seinem Tod vergangen sind“, wobei sich die biografischen Artikel auf Personen konzentrieren, die für Händels „Schaffensweise und seine Wirkung in der Zeit von Belang waren“. Auch wenn es ein Anliegen war, „herausragende Interpreten in Einzelartikeln vorzustellen“, fragt man sich wenigstens leise, warum relativ viele Sängerinnen wie Arleen Augér, Marilyn Horne oder Lynne Dawson darunter zu finden sind, deren Biografien trotz ihrer Verdienste nicht unbedingt mit der Musik Händels in Verbindung gebracht werden; dazu hätte es genügend Raum in den Artikeln „Diskographie“ oder „Rezeption der Werke Händels“ gegeben – bedeutende Sängerinnen von einst wie Giulia Frasi oder Susannah Cibber natürlich ausgenommen. Überhaupt scheinen Männer in diesem Lexikon etwas unterrepräsentiert. Einige Kastraten und Countertenöre sind aufgezählt, aber nur wenige lebende wie James Bowman oder Michael Chance dürfen auf einen eigenen Artikel blicken, während viele andere Künstlernamen lediglich im Artikel „Diskographie“ auftauchen.
Bemerkenswert sind jedoch die Einblicke, die man gewinnen kann in Händels „Finanzen“, sein Wirken als „Clavierlehrer“, in die Händel-Zeit allgemein, die Komponisten-Zeitgenossen und -Nachfolger, Aufführungsorte und -praxis in den Artikeln „Generalbass“ und „Harmonik“. Einzelne Gattungen wie „Fuge“, „Menuett“, aber auch „Oper“ und „Oratorium“ werden ebenso berücksichtigt wie „Chor“ und „Orchester“ sowie die verschiedenen, heute teilweise exotisch anmutenden Instrumente. Von großer Wichtigkeit sind aber auch die zahlreichen Einzelbeiträge zu den einzelnen Opern und Oratorien, und nicht ganz uninteressant dürfte auch der Einblick in eine Auswahl verschiedener Händel-Filme sein.
Trotz akribischer Arbeit sitzt mancherorts der Teufel dann doch im Detail. So finden sich auf den Seiten 178 und 468 geringfügige Spalten-Umbruchfehler: Der Leser des Artikels „Clari“ muss dort über Kreuz lesen. Dennoch ist das Händel-Lexikon ein für den Händel-Liebhaber und -Kenner wertvolles, informatives und vergnüglich zu lesendes Nachschlagewerk, das mit einem aktualisierten Werkverzeichnis und einer ausführ-
lichen Chronik abgerundet wird.
Werner Bodendorff