Viveca Servatius

Constanze Mozart

Eine Biographie

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Böhlau
erschienen in: das Orchester 03/2019 , Seite 58

Viveca Servatius verfasste in der Tat eine, wie sie selbst schreibt, „vollwertige“ Biografie von Constanze Mozart, ein wissenschaftlich fundiertes Werk, das auf einer beeindruckenden Detailtreue und Genauigkeit beruht. Dass die Fertigstellung über drei Jahre gedauert hat, ist nicht verwunderlich. Diese Investition hat sich auf jeden Fall gelohnt! Eine Kostprobe aus der Einleitung: „In Constanzes Taufurkunde steht die lateinische Form Constantia. Sie selbst schrieb abwechselnd Constanze, Constanza, Constance, meist mit C, gelegentlich auch mit K. Mozart schrieb für gewöhnlich Constanze, während sie selbst vor allem im frühen 19. Jahrhundert, die französische Form Constance benutzte. Im Alter wurde es oft Constanza oder Konstanzia.“
Ähnlich akribisch werden Leben und Wirken in den historischen Zusammenhang gestellt, unter politischen und musikalischen Gesichtspunkten – seien es Kriege (Napoleon), Herrschaftsverhältnisse (Wiener Kongress) oder Krankheiten (Cholera). Auch die kulturellen Auf- und Niedergänge von Städten, in denen Constanze Mozart lebte oder durch die sie reiste, wie Mannheim, Wien, Kopenhagen und Salzburg werden anschaulich vorgestellt. Die Biografin räumt mit einigen Erfindungen und Fantasien früherer Musikwissenschaftler auf und würdigt deren Arbeiten gleichzeitig, indem sie historische und fiktive Romane und Fachliteratur zusammenfasst und kommentiert.
Die Lebensgeschichte gibt Einblick in die oft unterschätzten Fähigkeiten von Constanze Mozart mit ihrem ausgeprägtem Musikgeschmack und reichen Kenntnis unterschiedlicher Werke auch anderer Komponisten neben Mozart. Wem ist heute bekannt, dass sie viele Werke Mozarts auswendig konnte?
Constanze Mozart gebar sechs Kinder, von denen sie vier wieder verlor, und das neben ihrer Beschäf­tigung als Unterstützerin ihres Man­nes Wolfgang Amadeus. Sie unternahm Reisen mit ihm und half ihm bei der alltäglichen Arbeit des Notenschreibens, indem sie z.B. Schreibfedern für ihn zurechtschnitt.
Nach Mozart Tod reiste sie zu Verlegern, veranstalte Konzerte und Soireen – auch in ihrer Wiener Wohnung, wie Carl Czerny bezeugte: „Durch mehrere Jahre, ungefähr von 1801 bis 104, besuchte ich mit meinem Vater die Witwe Mozarts, wo jeden Samstag musikalische Soireen stattfanden.“ Außerdem begleitete sie die (musikalische) Entwicklung ihrer beiden Söhne.
Mit ihrem zweiten Mann Georg Nikolaus Nissen verließ sie Wien, um sich mit ihm in Kopenhagen niederzulassen. Er schrieb intensiv und lange an Mozarts Biografie. Nach Nissens Tod stellte sie die Biografie Mozarts 1829 fertig.
Schlusszitat, dem wir uns gerne anschließen können: „Constanzes Bedeutung als Mozarts Helferin und Ehefrau sowie für seinen Nachruhm im Allgemeinen ist nicht nur beweisbar, sondern auch unbestreitbar. Wir müssen sie nicht auf einen hohen Sockel stellen, der bis in den Himmel reicht, aber sie verdient die Anerkennung der Nachwelt für ihr tatsächlichen Leistungen, für ihre Hingabe an seine ,göttliche‘ Musik und auch Respekt für ihre eigen Person.“ Diese beeindruckende Biografie trägt erheblich dazu bei.
Viola Kar

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