Rodrigo, Joaquín / Stephen Goss / Isaac Albéniz

Concierto de Aranjuez/Invocación y danza/ The Albéniz Concerto / España op. 165

Rubrik: CDs
Verlag/Label: EMI Classics 5099969836121
erschienen in: das Orchester 07-08/2011 , Seite 78

Es dürfte schwer fallen, einen bedeutenden Gitarristen oder eine Gitarristin zu finden, die das Concerto de Aranjuez von Joaquín Rodrigo nicht eingespielt hätte. Dennoch ist die Neuaufnahme der aus China stammenden, heute in Großbritannien lebenden Xuefei Yang aus unterschiedlichen Gründen nicht überflüssig. Sehr sensibel, in den Ecksätzen an den Metronomangaben des Komponisten orientiert, musiziert sie das populäre Konzert. Differenzierte Klangkultur, von der guten Aufnahmetechnik entsprechend abgebildet, steht im Vordergrund. Xuefei Yang hat viel Sinn für das melancholisch unterfütterte Lokalkolorit der Komposition, wobei bei der Gitarristin auch das gern sentimentalisierte Adagio ohne aufgesetzte Drücker erklingt. Daran mag auch der enge Kontakt mit dem 1999 verstorbenen Rodrigo, dem die Gitarristin schon als 14-Jährige vorspielte, seinen Anteil haben. Damals musizierte sie für den Komponisten seine Invocación y danza, eine mit melancholischen Anklängen versehene Hommage an Rodrigos Freund und Mentor Manuel de Falla, das in der Interpretation der Chinesin auch auf diesem spanischer Gitarrenmusik gewidmeten Album erklingt.
Für Lokalkolorit zuständig ist aber auch das sehr differenziert musizierende Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya unter der Leitung von Eiji Oue, der nicht nur die effektvolle Seite des Konzerts ins beste Licht rückt, sondern es auch an geschmeidiger Farbigkeit nicht mangeln lässt. Zudem ist auch die nicht unproblematische dynamische Abstimmung mit der Solistin gelungen. Das Orchester war zudem schon an der Uraufführung des Werks, damals noch unter dem Namen Orquestra Filharmónica de Barcelona, beteiligt.
Aber diese sehr gut klingende CD kann auch mit einer Ersteinspielung aufwarten: The Albéniz Concerto, das Stephen Goss für Xuefei Yang und das Orchester aus Barcelona nach Klavierstücken von Isaac Albéniz schrieb. Der englische Komponist und profilierte Gitarrist wählte „El Albaicin“ und „Evocation“ aus Iberia sowie „Cataluna“ und „Aragon“, das als virtuoses Finale dient, aus der Suite espanola op. 47. Die Farbigkeit der Klaviermusik, die schon Enrique Fernández Arbós, Carlos Surinach oder Francisco Guerrero zu Orchesterfassungen animierte, und ihr folkloristischer Hintergrund, aber auch die Anklänge an Gitarrenmusik, die bei Albéniz zu finden sind, werden von Goss zu einem wirkungsvollen und für die Solistin dankbaren Gitarrenkonzert umgeformt. Manuell souverän nutzt Xuefei Yang diese Möglichkeiten, von Oue und dem Orchester aus Barcelona einfühlsam begleitet. Als Bearbeiterin präsentiert sich die chinesische Gitarristin zudem bei España von Albéniz, ebenfalls ursprünglich für Klavier komponiert. Hier kann sie ihren großen Sinn für prägnante Rhythmik und Klangfarbendifferenzierung erneut unter Beweis stellen.
Walter Schneckenburger