Leopold van der Pals
Concertos for Violin, Piano & Cello / Mönch Wanderer
Gordan Trajkovic (Violine), Tobias van der Pals (Violoncello), Marianna Shirinyan (Klavier), Helsingborg Symphony Orchestra, Ltg. Fredrik Burstedt
In den 1930er Jahren hatte er als Komponist in Europa einen Namen. Doch in einer von Nationalismus und Krieg geprägten Zeit war für einen Kosmopoliten immer weniger Platz: Leopold van der Pals (1884-1966) wuchs in St. Petersburg an der Schnittstelle westlicher und russischer Musikkultur auf. Sein niederländischer Vater war Fabrikant und niederländischer Generalkonsul, sein dänischstämmiger Großvater mütterlicherseits Direktor des Konservatoriums.
Zum Kompositionsstudium ging er 1904 nach Lausanne und 1907 nach Berlin, wo er Mitarbeiter des Antroposophen Rudolf Steiner wurde. 1915 zog er in die neutrale Schweiz. 1934 ließ er sich in Dornach nieder, wo er sich schon am Aufbau des Goetheanums beteiligt hatte. Seine Tochter Lea van der Pals übernahm dort 1948 die Leitung der Eurythmie-Schule.
In antroposophischen Kreisen kennt man ihn als Komponisten eines Weihnachtsspiels und zahlreicher Begleitmusiken zu eurythmischen Übungen. Die weltanschauliche Bindung an Steiner ließ ihn nach 1945 wohl als uninteressant für das Konzertleben erscheinen. Inzwischen wird er langsam wiederentdeckt. Großen Anteil daran hat der Cellist Tobias van der Pals. Der gebürtige Schwede ist Enkel von Leopolds älterem Bruder Nikolai, den es als Dirigenten und Musikwissenschaftler nach Finnland verschlagen hatte. Van der Pals’ Tonsprache ist spätromantisch geprägt, aber eher in der „nordischen“ Variante, die übersteigerte Chromatik in deutschösterreichischer Tradition vermeidet. In allen drei Konzerten der Aufnahme erleben wir das Orchester als Juniorpartner des mit seinen Künsten glänzenden Solisten. Der rhapsodische, schwärmerischschwelgende Ton der Werke wird jeweils überzeugend getroffen.
Das von Tobias van der Pals fertig arrangierte Violoncellokonzert ist die vom Komponisten begonnene Bearbeitung seines Saxofonkonzerts. Das als letztes entstandene Klavierkonzert überrascht durch neoklassizistische und folkloristische Elemente, fügt sich aber doch der Konvention.
Stärker in seinem Element wirkt der Komponist in Mönch Wanderer, einem programmatischen Stück mit astrologisch-antroposophischer Symbolik, das trotz seiner „sphärischen“ Grundhaltung durch differenzierte Charakterisierung der Himmelskörper überrascht und die Konzertprogramme bereichern könnte.
Bemerkenswert ist van der Pals’ Instrumentationsgeschick, insbesondere in den Holzbläser-Partien, die Dirigent und Orchester schön zur Geltung bringen. Auf weitere Entdeckungen im reichhaltigen Œuvre darf man neugierig sein.
Andreas Hauff