Robert Groslot

Concertos for Piano, Cello and Harp

Jan Michiels (Klavier), Ilia Yourivitch Laporev (Violoncello), Eline Groslot (Harfe), Brussels Philharmonic, Ltg. Robert Groslot

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Naxos
erschienen in: das Orchester 05/2020 , Seite 75

Den Namen Robert Groslot wird man sich merken müssen. Der belgische Komponist des Jahrgangs 1951 beherrscht erst seit dem Jahr 2009 seinen ebenso schlüssigen wie mitreißenden Personalstil mit jener Leichtigkeit, die einen wahren Schaffensschub ermöglichte. Seine Musik ist zeitgenössisch, aber nicht avantgardistisch: Ihr harmonisches Spektrum reicht von Dreiklängen bis zu chromatischen Feldern, ihr rhythmischer Drive schreitet immer weiter voran. Außerdem steht Groslot in einer belgischen Tradition, die französischen Farbenreichtum mit deutscher Gründlichkeit verbindet.
Als gelernter Konzertpianist fühlt sich Groslot besonders zur Komposition konzertanter Werke hingezogen. In den vergangenen Jahren hat er bereits (in chronologischer Folge) Flöte, Violine, Klavier, Violoncello, Saxofon, Piccoloflöte, Posaune, Gitarre, Harfe, Viola, Marimba und Vibrafon, Oboe, Trompete, Englischhorn, Kontrabass, Orgel, Fagott, Horn und Klarinette mit je einem Konzert bedacht, wozu sich noch ein groß dimensioniertes Konzert für Orchester gesellt. Sie sind jeweils in Form eines einzigen großen und reich untergliederten Sonatensatzes geschrieben, nach dem Vorbild der Klaviersonate h-Moll von Franz Liszt.
Beim Komponieren hat Groslot immer die Eigenschaften der Instrumente im Blick, für die er schreibt, wie es ihm auch wichtig ist, so zu komponieren, dass die Musiker seine Werke mit Vergnügen spielen können. Die Demonstration spieltechnischer Fähigkeiten gehört für ihn durchaus dazu.
Diese neue CD enthält drei Meisterwerke. Der dramaturgische Bogen ist dabei ein sanfter Sinkflug von dem blechgepanzerten Konzert für Klavier und Orchester (2010) über das teils lyrische, teils scherzhafte Konzert für Violoncello und Orchester (2011) bis zu dem faszinierend filigranen Konzert für Harfe und Orchester (2011), wobei das Cello- und das Harfenkonzert hier erstmals eingespielt sind. Beeindruckend, wie auch die Klangfärbung des Orchesters dem jeweiligen Soloinstrument entspricht.
Im Cellokonzert gibt es eine kuriose Episode: Bei der Wiederkehr eines kadenzartigen Piacevole-Abschnitts lässt Robert Groslot den Solisten einen „Streit“ mit dem Konzertmeister austragen – „wütend“ rufen die Rototoms beide zur Ordnung.
Die drei Solisten sind erstklassig, wobei Eline Groslot nicht nur die Tochter des Komponisten ist, sondern auch die Widmungsträgerin des Werks und seit 2001 die Soloharfenistin des Philharmonischen Orchesters der belgischen Hauptstadt Brüssel, das hier unter der Leitung des Komponisten seine blitzblanke Weltklasse beweist. Die Aufnahmetechnik ist überwältigend präsent. Zum Naxos-Niedrigpreis ist diese Silberscheibe ein Muss.
Ingo Hoddick