Werke von Jean Françaix und Francis Poulec

Concertos for 2 Pianos and Orchestra / Les Animaux moèles Suite

Orchestra/Les Animaux modèles Suite Mona und Rica Bard (Klavier), Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Ltg. Ariane Matiakh

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Capriccio C5237
erschienen in: das Orchester 10/2015 , Seite 74

Es ist ein bisschen wie geballte Frauenpower, dabei stammt die Musik ausschließlich von Männern. Doch die Interpretinnen bilden eine starke und vor allem geschlossene Front: Nicht allein, dass das Klavierduo Mona und Rica Bard sich auf dieser herausragenden Einspielung klangzauberisch und technisch brillant betätigt, am Pult der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz steht mit Ariane Matiakh eine der bemerkenswertesten Dirigentinnen der jüngeren Generation und gestaltet eine fantastische Sicht auf die Suite d’Orchestre Les Animaux modèles von Francis Poulenc, auf das d-Moll-Konzert für zwei Klaviere und Orchester des Komponisten sowie auf Jean Françaix’ Konzert für die gleiche Besetzung.
Die Symbiose ist perfekt – nicht nur, weil die beiden Pianistinnen gemeinsam zu einer so sensiblen Gestaltung der anspruchsvollen Klavierparts finden, dass ein selbst für das Medium CD in seiner Geschlossenheit bemerkenswerter Klangeindruck entsteht. Es ist vor allem die Sensibilität, mit der Matiakh Klangtiefe und Plastizität gestaltet, in dem komplexen Gefüge eine klare Gliederung zwischen Vordergrund und Hintergrund entwickelt, mit feinsten Nuancen und Schattierungen spielt und vielfältige Klangperspektiven ins Verhältnis setzt und wohl selbst um sämtliche Klippen und Schlippen der Klavierparts weiß. Dass sie dabei die musikalischen Erzählstrukturen der Miniaturgeschichten der Suite nicht überzeichnet, ist ein weiteres Plus – keine übermäßige Programmmusikattitüde. Es ist der Zauber der Leichtigkeit, mit der ein unglaublich dichtes Klanggefüge durchdrungen wird, der diese Sicht zur herausragenden Einspielung macht.
Bestechend und betörend ist das Klangbild der Staatsphilharmonie. Es macht diese bei Capriccio erschienene CD schlicht und ergreifend zu einer Entdeckung. Warum die Suite mit ihrem verliebten Löwen, den zwei Hähnen oder der eindrucksvollen Begegnung von Tod und Holzfäller so selten auf den Konzertplänen zu finden ist, darf man sich angesichts dieser Interpretation schon fragen – umso schöner ist, dass es sie gibt. Neben dem Standardwerk aus dem Œuvre des Komponisten führt sie zu einer wundervollen Sicht auf einen Musiker, der sich von vornherein dem musik-
historiografischen Drang zum Schubladendenken entzog: schön und sinnlich, doch in der Hintergründigkeit der Klangbezüge immer wieder einen Schritt voraus.
Nicht weniger ungewöhnlich mag Jean Françaix’ Werk erscheinen, bedenkt man, dass es 1965 entstand, und was Kollegen in jener Zeit schrieben. Was die Werke dieser CD verbindet, außer dem gemeinsamen Herkunftsland der Komponisten? Dass sie umsichtige Interpreten brauchen, mit Feingefühl und Weitblick. Genau wie die drei Damen es sind.
Tatjana Böhme-Mehner

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