Accolay, Jean Baptiste

Concerto Nr. 1

a-Moll für Violine und Klavier, hg. von Franziska Matz

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Peters, Frankfurt am Main 2011
erschienen in: das Orchester 04/2012 , Seite 64

Viel gespielt und doch völlig unbekannt: Das musikalische Überleben von Jean Baptiste Accolay hängt an einem einzigen, noch dazu sehr kurzen Werk, dem Violinkonzert in a-Moll. Bezeichnet wird es als sein erstes,
jedoch scheinen weitere Vertreter dieser Gruppe weder bekannt noch verfügbar zu sein. Und auch sonst hat sich keine weitere Komposition des in Brüssel geborenen Geigenlehrers erhalten. Das ist umso bedauerlicher, als das kaum mehr als sieben bis acht Aufführungsminuten umfassende einsätzige Werk mit eingängiger Melodik, einer trotz der Molltonart heiteren Grundstimmung und viel Bewegung aufwarten kann. Mag der Vergleich mit dem e-Moll-Konzert von Felix Mendelssohn (und dort insbesondere dem Kopfsatz) auch vielleicht etwas weit hergeholt sein, so vermag er zumindest die Grundstimmung von Accolays Concertino zu charakterisieren.
So verschwiegen oder eben auch faktenarm gängige Musiklexika in Bezug auf Jean Baptiste Accolays Leben, Werk und Wirken sind, so fest hielten und halten ihm viele Generationen von Geigenlehrern und Violinschülern die Treue. Geschätzt wird vom Lehrer die Vielzahl der Gestaltungsanforderungen dieses kleinen, feinen Violinkonzerts – und vom Schüler die Wirkung, die sich schon mit vergleichsweise übersichtlichen Mitteln erzielen lässt. Die Qualität von Accolays Komposition macht dabei gewissermaßen ein „Mitwachsen“ des Notentextes mit den musikalischen Fähigkeiten des Solisten möglich. Steht am Anfang wohl noch eher die technische Beherrschung der großzügig fließenden Violinstimme im Vordergrund, so wird mit der Zeit der Fokus mehr und mehr auf die Gestaltung der klanglichen Kontraste, die Herausarbeitung des musikalischen Satzbaus und die Betonung der virtuosen Elemente dieses Konzertsatzes zielen.
Aus Jean Baptiste Accolays hier von Franziska Matz herausgegebenen und im Verlag Peters veröffentlichten a-Moll-Konzert lässt sich musikalisch also eine Menge machen; begleitet vom Orchester oder auch vom Klavier ist die Publikumswirkung dieses kleinen romantischen Geigenschmuckstücks mehr als sicher. Keine Frage: Der große Geigenvirtuose wird sich für gewöhnlich nicht mit Accolays Stück auseinandersetzen –
dafür sind die technischen Herausforderungen zu gering, ist die Nähe zur Etüde möglicherweise etwas zu groß. Jedoch bietet es dem begeisterten Amateur ein großes Spektrum an Gestaltungsvorlagen. Und vielleicht finden sich ja in der ein oder anderen Bibliothek oder den abgelegenen Winkeln verstaubter Archive noch weitere Werke von Jean Baptiste Accolay, die dessen Namen dann auch im Konzertleben bekannter machen könnten.
Daniel Knödler

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