Concerto No. 2
Der griechische Komponist Mikis Theodorakis, bis heute ein streitbarer politischer Kopf und zweifellos eine kulturelle Symbolfigur seines Heimatlandes, hat in seinem umfangreichen Schaffen dem Klavier keinen großen Stellenwert eingeräumt; Sinfonik und populäres Lied stehen neben der schon legendären Filmmusik (Alexis Sorbas, Z) im Vordergrund seines Interesses.
Umso angenehmer bin ich von dem soeben erschienenen 2. Klavierkonzert Theodorakis überrascht, das der 1925 geborene Komponist rund fünf Jahrzehnte nach seinem Konzert-Erstling vorlegt. Mit drei Sätzen, umfangreicher Orchesterbesetzung (dreifaches Holz, zwölf Blechbläser, Streicher, reichlich Schlagzeug) und 28 Minuten Dauer handelt es sich um ein großes, sinfonisch zugeschnittenes Klavierkonzert.
Aus einem scheinbar improvisatorisch hingeworfenen c-Moll-Tonleiter-Gestus entwickelt sich in spielerischen Dialogen zwischen Klavier und Orchester das thematische Material des Kopfsatzes Allegro con fuoco. Ein Ostinato in Achteltriolen leitet zu einem kantableren Kontrastabschnitt über, an den sich eine kurze Kadenz anschließt. Das munter-virtuose Wechselspiel des Anfangs wird durchführungsartig fortgesetzt, Reprise und weitere knappe Kadenz münden in erneute Triolenbewegung, die den Satz leise ausklingen lässt.
Der zwischen c-Moll und es-Moll changierende zweite Satz ist trauermarschartig langsam und unvirtuos gehalten. Das Klavier artikuliert molto sostenuto e espressivo einen Choral.
Mit großer Ausgelassenheit bricht das abschließende Presto herein. Toccatenhaftes Akkordspiel des Klaviers, tänzerische Rhythmen in häufigen Taktwechseln und ein rasch auf- und abgefächerter Einsatz des gesamten Orchesterapparats beherrschen jetzt die Szene. Brillante Triller und Läufe in den Holzbläsern, dreifache Unterteilungen bei den Streichern und streckenweise petruschka-hafte C-Dur-Akkordgänge fallen ins Auge. In Spielgeschwindigkeit, ausdauernder Kraftentfaltung und rhythmischer Akkuratesse wird von Klavier wie Orchester Äußerstes verlangt.
Die Studienpartitur im DIN-A4-Format ist bestechend klar gedruckt. Solange kein Auszug für zwei Klaviere vorliegt, kann man auch als Klaviersolist mit dieser Ausgabe arbeiten. Das offenbar bisher in Deutschland noch nicht aufgeführte Stück könnte eine publikumswirksame Bereicherung des Konzertrepertoires werden.
Rainer Klaas