Rota, Nino
Concerto No. 2 per violoncello e orchestra (1973)
Klavierauszug
Nino Rota kennt man in erster Linie als Filmmusikkomponisten, vor allem als den Oscar-prämierten Schöpfer des Soundtracks zu Der Pate II (Francis Ford Coppola, 1974). Dass er mit ähnlicher Hingabe auch Kammermusik, Opern, Ballette, Sinfonien und Konzerte schrieb, dürfte der breiteren Öffentlichkeit hingegen weniger bekannt sein.
Das Cellokonzert No. 2, das Rota im Sommer 1973 komponierte und Mstislav Rostropovich widmete, wurde erst 1987, also posthum, in Bari uraufgeführt. Es weckt einerseits Assoziationen zur Wiener Klassik, andererseits fühlt man sich aber auch hier mitunter an den Charakter von Filmmusik erinnert. Mehrere teils sehr aktuelle Einspielungen und regelmäßige Aufführungen des Stücks lassen auf seine Beliebtheit unter Cellisten schließen.
Bruno Moretti, der unter anderem schon Rotas Suite Le Molière imaginaire bei Schott Music herausgegeben hat, hat jetzt den Klavierauszug des Cellokonzerts mit Solostimme in der Edition Schott veröffentlicht. Moretti, selbst Komponist, Musiker, Sänger und Dirigent, war Rotas Student und später auch sein Assistent; insofern kann man ihn wohl als für die Aufgabe gleich mehrfach qualifiziert betrachten. Unabhängig davon dürften es ihm Cellisten aber in jedem Falle danken, dass er das Cellokonzert No. 2 kammermusikfähig gemacht hat.
Denn es ist ein wirklich schönes und interessantes Werk: Der erste Satz, Allegro moderato, steht in der klassischen Sonatensatzform, Solo- und Tutti-Passagen wechseln einander ab. Der zweite Satz ist mit Variazioni e finale überschrieben, wobei eben jenes Finale, die Nummer VII der Variationen, beinahe einem eigenständigen dritten Satz gleichkommt. Davor entfaltet sich ein wunderbar lyrisches, melancholisches Calmo contemplativo als Variation Nummer VI. Insgesamt transportiert die Musik mit ihren vielen tänzerischen Rhythmen eine sehr positive Grundstimmung, sie macht froh so platt das klingen mag. Da allerdings Nino Rota selbst sinngemäß geäußert haben soll, er wolle mit seiner Musik Glück schenken, ist die Formulierung vielleicht doch wieder legitim.
Dass die Umarbeitung einer Orchesterpartitur in einen Klavierauszug Herausforderungen mit sich bringt, muss nicht extra betont werden. Und auch Moretti kann keine Patentlösungen dafür aus dem Hut zaubern, dass ein Klavier-Staccato eben kein Geigen-Pizzicato ist und ein Klavier weder Paukenklänge noch die unterschiedlichen Klangfarben von Holz- und Blechbläsern imitieren kann. Doch zum einen lautete der ursprüngliche Titel des Werks Concerto No. 2 per Violoncello con accompagnamento dOrchestra, was eine untergeordnete Rolle des Orchesters impliziert und seinen Ersatz durch ein einzelnes Instrument umso eher vertretbar erscheinen lässt. Und zum anderen gelingt es Moretti, den Notentext zugunsten der Spielbarkeit auf dem Klavier so zu reduzieren, dass alle wichtigen kompositorischen Elemente erhalten bleiben.
Julia Hartel