Toch, Ernest

Concerto for Piano and Orchestra / Quintet for Piano and String Quartet

Rubrik: CDs
Verlag/Label: talent DOM 2929 70
erschienen in: das Orchester 06/2006 , Seite 87

Wenn ein Komponist zwar bekannt, aber durchaus nicht spontan in „aller Ohren“ ist, drängen sich Vergleiche auf. Der 3. Satz des Streichquintetts erinnert an Schönberg, andere Passagen an Bartók etc. Wüsste man mehr von Ernest Toch, kennte man seine Werke genauer, so würde man zu dem Ergebnis kommen, dass seine Musik bei aller Nähe zu seinen Zeitgenossen außergewöhnlich viele Facetten zeigt, die es schwer machen, bestimmte Passagen sofort als charakteristisch für ihn zu bezeichnen. Erst in der Gesamtschau und in der Abgrenzung gegen Ähnlichkeiten mit den Werken anderer Komponisten bekommt man ein Klangbild von Ernest Toch, wie es typisch für ihn ist.
Bleiben wir trotzdem beim Vergleich. Wenn der Beginn seines Klavierkonzerts an Prokofjews Symphonie classique gemahnt, zeigt sich hier von Anfang an die mozartsche Transparenz seiner Komposition. Hier wird sein großes Vorbild Mozart und seine Beschäftigung mit dessen Streichquartetten hörbar. Die Musik wie die Interpretation von Klavier und Orchester sind von tänzerischer Leichtigkeit. Die klare Struktur dient hier und da als Hintergrund für brahmssche Melodieentwicklung. Spielerisch ist auch das Tempo. Sinfonische Phasen erinnern an Schumanns Sinfonien. Die chromatische Linienführung hat nicht den Charakter von Dissonanzen. Die Bartók-Interpretin und „Grande Dame“ der belgischen Pianistengilde Diane Andersen, wie in einer Rezension zu lesen war, gestaltet ihren Klavierpart phrasenweise in der Manier des ungarischen Komponisten.
Nimmt man den musikalischen Begriff „Konzert“ im Sinne des „concertare“, des „miteinander“ Musizierens und übersetzt man das „Spielen“ von Instrumenten im Sinne von leicht und selbstverständlich, eben als Spiel, dann liegt hier eine Aufnahme vor, die ein perfektes musikalisches Zusammenspiel hören lässt.
Das Streichquintett beginnt mit dem Klavier lebhaft, lebendig, im kurzweiligen Dialog mit den Streichern, also ebenfalls konzertierend, um anschließend in einer Art „ripieno“ wieder gemeinsam mit ihm vorzudrängen. Fast nie begegnet man einer getragenen Stimmung, wie sie dem Streichquartettklang manchmal eigen ist.
Das Booklet der Firma talent fällt etwas dürftig aus: ohne Information über die Musikwerke, auch ohne Track-Nummern und Zeitangaben. Das Danel Quartet(t) schreibt sich mit zwei „t“, und wenn schon in der nur stichwortartigen dreisprachigen Beschreibung des Philharmonischen Staatsorchesters Halle der Name des heimatlichen Bundeslandes in korrektes Englisch übersetzt wird (Saxony-Anhalt), dann sollte der deutsche Text auf die Schreibung „Saxen-Anhalt“ verzichten.
Annette Brunsing

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