Gárdonyi, Zoltán

Concerto

für Klarinette & Orchester, Klavierauszug

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Walhall, Magdeburg 2004
erschienen in: das Orchester 11/2005 , Seite 89

Klarinettenkonzerte aus dem osteuropäischen Raum sind nicht allzu zahlreich. So darf man für den Erstdruck des 1942 entstandenen und 1982 revidierten Concerto des Ungarn Zoltán Gárdonyi sehr dankbar sein. Der Komponist wurde 1906 geboren und wirkte nach seinen Studien bei Zoltán Kodály und Paul Hindemith in seiner Heimatstadt Budapest an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ lange Jahre als Professor. 1972 siedelte er nach Deutschland über und starb 1986 80-jährig in Herford. Er ist nicht zu verwechseln mit seinem fast gleichnamigen Sohn Zsolt (!) Gárdonyi, der selbst Komponist ist und sich um den bislang unveröffentlichten Nachlass seines Vaters kümmert, aus dem auch die vorliegenden Erstdrucke stammen.
Zoltán Gárdonyis dreisätziges Klarinettenkonzert steht ganz auf dem Boden der Tradition. Stilistisch bleibt der Komponist hinter den Errungenschaften seiner damaligen Lehrer zurück. Was seinem Werk Interesse entlockt, ist das Kolorit, das seine Verwurzelung und Bindung an die Volksmusik seiner Heimat zeigt. Das Konzert steht in C und beginnt mit einem Allegro moderato, das von einem energischen Quartmotiv durchdrungen und von großer Spielfreude geprägt ist. Die Melodik wirkt sehr natürlich und verleiht dem ersten Satz einen unbeschwerten Charakter. Orchester und Solopart sind eng miteinander verzahnt, die Virtuosität der Klarinette wird im Zaum gehalten. Der Mittelsatz Largo ist eine kurze, überwiegend in der tieferen Lage verweilende Pastorale. Im dritten Satz Allegro non troppo merkt man dann vollends die stilistische Herkunft des Komponisten. Mit einem tänzerischen Volksliedthema im 2/4-Takt mit kecken Vorschlägen und Synkopen wird der heitere Charakter des gesamten Konzerts intensiviert. Auch hier dominiert das Melodische über das Virtuose.
Das formal sehr übersichtlich gestaltete Konzert kann seinen Platz in einem sommerlichen Serenadenkonzert finden und auch schon von technisch gewandten Musikschülern (Oberstufe) gespielt werden. Leider gibt der Klavierauszug, der an vielen Stellen überaus ungeschickt gemacht ist und dessen Layout noch einmal überarbeitet werden müsste, keinerlei Hinweise auf die Orchesterbesetzung. Der Druck der Solostimme dürfte auch etwas lesefreundlicher gestaltet sein.
Stilistisch weist die Fantasie für Oboe und Klavier aus dem Jahr 1956 keine Unterschiede zum Klarinettenkonzert auf. Sie beginnt mit einer pastoralen Introduktion, an die sich eine achttaktige Liedmelodie anschließt, die anschließend variiert wird. Es folgt eine weitere, etwas beschwingtere Melodie mit einer intensiveren Verarbeitungsphase.
Die kurzweilige vierminütige Fantasie ist bestens als Vortragsstück für einen Mittelstufen-Schüler geeignet. Das Musizieren mit einem Klavierpartner, dessen Part sehr durchsichtig und eigenständig ist, wird viel Freude machen. Bei dieser Notenausgabe ist das Druckbild übersichtlich.
Heribert Haase

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