Johannes Matthias Sperger
Concertino in D für Flöte, Viola, Solo-Kontrabass und Orchester
Klavierauszug und Einrichtung Solo-Kontrabass von Klaus Trumpf, Kadenzen von Stefan Malzew
Der 1750 in Feldsberg (damals Niederösterreich, heute Tschechien) geborene Johann Matthias Sperger war Komponist und Kontrabassist. Das war und ist für alle Spieler der tiefsten Streichinstruments im klassischen Bereich ein Glücksfall, denn es beschert ihnen eine ganze Reihe von Konzerten und konzertanten Aufgaben für ihr Instrument aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Es muss deshalb aus dieser Zeit nicht immer nur das bekannte Konzert von Karl Ditters von Dittersdorf sein.
Die vorliegende Ausgabe bringt nun nicht ein reines Solokonzert aus der Feder von Sperger, sondern ein Concertino in D, das im Jahr 1778 entstanden ist. Es ist also eine Art Sinfonia concertante oder – wenn man so will – ein Tripelkonzert für Flöte, Viola, Kontrabass und festlich mit Oboen, Hörnern, Trompeten Pauken und Streichern besetztes Orchester.
Das ist wahrlich eine aparte Kombination, die bei den Solisten den ganzen Klangraum der damals gebräuchlichen Instrumente durchmisst. Und auch der Kontrabass bleibt nicht in profunden Bassregionen, sondern begibt sich immer wieder in sehr hohe Lagen und ist deshalb sehr häufig im Violinschlüssel notiert. Über vier Oktaven geht diese Stimme.
Das Konzertieren der drei Solisten ist denn auch eine sehr schillernde und spannende Angelegenheit. Dem Concertino ist also die Verwendung im Konzertalltag sehr zu wünschen. Er sticht in jedem Programm heraus und gibt jedem einen speziellen Pfiff.
Der Herausgeber Klaus Trumpf, Professor für Kontrabass an der Musikhochschule in München und ehedem Solo-Kontrabassist an der Berliner Staatsoper, beschäftigt sich schon lange und intensiv mit der Musik Spergers. Er folgt ihr bei seiner neuen Ausgabe des Concertino getreu und orientiert sich beim hier publizierten Notentext an der Originalhandschrift des Komponisten, von der auch eine Seite als Faksimile zu sehen ist. Doch Trumpf möchte natürlich auch mit Recht, dass die Musik seines Kollegen aufgeführt wird – und so hat er die im Original in der damals üblichen Terz-Quartstimmung A-D-Fis-A für Kontrabass geschriebenen Solostimme in die für das Instrument heute übliche Solo-Stimmung umgeschrieben, was aber – wie der Herausgeber im Vorwort schreibt – nur „geringste Eingriffe“ erfordert habe.
Der Komponist und Dirigent Stefan Malzew hat virtuose Kadenzen für die drei Solisten geschrieben, die Teil der Ausgabe sind und sich bei der Aufführung empfehlen. Der Klavierauszug, der nicht nur bei der Probenarbeit gute Dienste leisten dürfte, stammt von Klaus Trumpf.
Doch mehr noch der praktischen Nutzbarkeit: Klaus Trumpf gibt seiner außerordentlich praxistauglichen, weil gut lesbaren und klar bezeichneten Ausgabe auch die Version für Solo-Cello statt Solo-Kontrabass bei, die Sperger 1788 bei einem Besuch in Berlin für den Cello spielenden König Friedrich Wilhelm II. selbst erstellt hat.
Karl Georg Berg