Concertino

Rubrik: Noten
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Wer schreibt, der bleibt, sagt sich der Komponist Harald Genzmer; so wurde er 97 Jahre alt, schreibt immer noch und gehört zu den meistgespielten deutschen Komponisten – nicht nur, aber auch, weil er sehr viel für Laienmusiker komponiert hat. Immer war er auch ein leidenschaftlicher Lehrer. Der Masse ist er allerdings bis heute fast unbekannt geblieben, auch wenn die Liste seiner Diskografie lang ist.
Leben heißt für ihn arbeiten und sterben möchte er am liebsten nie, äußerte er anlässlich seines 90. Geburtstags. „Musik soll vital, kunstvoll und verständlich sein. Als praktikabel möge sie den Interpreten für sich gewinnen, als erfassbar sodann den Hörer“, ist seine Devise. Sein Werkkatalog umfasst Orchesterwerke, Vokalkompositionen und Kammermusik für alle Instrumente, auch für Exoten wie Heckelfon, Hackbrett und Trautonium.
Jetzt wurde sein 1998 komponiertes Concertino für Flöte, Oboe (Flöte) und Streichorchester verlegt. Das Werk hat fünf Sätze (Moderato – Tranquillo – Burleske – Allegretto – Finale), die Sätze I, III und V sind im 2/2-Takt, der zweite Satz im 3/4- und der vierte im 4/4-Takt notiert, doch wechseln die Taktarten gelegentlich innerhalb der Sätze.
Im ersten Satz setzt nach 19 Takten die Oboe solistisch mit einer schönen eingängigen Melodie ein, ehe ihr die Flöte nach acht Takten mit einem Sechzehntel-Lauf folgt. Dann umspielen sich Flöte und Oboe in der variierten Melodie, ehe sich das zweite Thema mit Staccato und Trillern vorstellt, worauf der Satz mit dem Anfangsthema endet. Auch der ruhige zweite Satz lässt zunächst der Oboe den Vortritt, ehe ihr die Flöte antwortet. Es gibt ebenso zwei Themen, die immer abwechselnd von Flöte und Oboe vorgestellt werden. Die Burleske ist vorwiegend dem Streichorchester vorbehalten.
Das Allegretto (vierter Satz) ist ein fröhlich bewegter, fugierter Satz, der häufig zwischen 3/2- und 4/4-Takt wechselt. Flöte und Oboe spielen taktweise abwechselnd und selten gemeinsam: ein ständiges Frage- und Antwortspiel zwischen den Soloinstrumenten. Das Finale lässt zunächst die Solisten Atem schöpfen, ehe sie gemeinsam im 35. Takt einsetzen und Motive des ersten Satzes wieder aufgreifen.
Irene Krieger