Poulenc, Francis, Colin McPhee und John Adams
Concerti III
GrauSchumacher Piano Duo, Trio Mediæval, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Ltg. Brad Lubman
Andreas Grau und Götz Schumacher haben sich im Laufe vieler Jahre zu einem der international führenden Klavierduos entwickelt, eine in allen Stilrichtungen sattelfeste Formation. Die 1965 bzw. 1966 geborenen Schüler von Renate Werner und Claude Helffer sind in der Lage, auch komplexe moderne Partituren mit höchster Präzision auswendig darzubieten.
In der Gattung Doppelkonzert, also zwei Klaviere und Orchester, umfasst das Repertoire des Duos bereits über 30 Werke von Bach und Mozart bis zu Rihm und Francesconi. Eine Auswahl hat das Duo in einer Neos-Serie eingespielt, in den ersten beiden Ausgaben Werke von Bach, Mozart, Liszt, Bartók und Strawinsky. Jetzt liegt die klanglich opulente dritte CD vor, Werke aus den 1930er und 1980er Jahren, die aber erstaunliche stilistische Verwandtschaften aufweisen.
Francis Poulencs Doppelkonzert von 1932 entfaltet ein breites Spektrum stilistischer Anklänge von Mozart bis Strawinsky, von Music Hall bis zum spanischen Paso doble, erinnert aber auch an die Begegnung des Komponisten mit balinesischer Gamelanmusik, die er auf der Pariser Kolonialausstellung von 1931 kennengelernt hatte: Gamelan-typische Repetitionsfiguren mit meditativem Flair finden sich mehrfach im ersten und dritten Satz.
Der kanadische Komponist Colin McPhee (1900-1964) lebte 1931 bis 1939 auf Bali und betrieb dort musikethnologische Studien, unterstützt von dem Maler und Musiker Walter Spies (1895-1942), der in jener Zeit eine zentrale Rolle im Kulturleben der indonesischen Insel spielte. McPhee schuf 1936 mit Tabuh-Tabuhan (Tabuh = Hammer) eine dreisätzige sinfonische Gamelan-Hommage mit betont perkussiver Besetzung zwei Klaviere, Celesta, Xylofon, Marimba, Glockenspiel und den gamelan-typischen Patterns, ostinaten, teilweise komplex verschachtelten Wiederholungsfiguren in pentatonischer Färbung.
Der kunstvolle Umgang mit Patterns ist auch eines der Charakteristika der in den 1960er Jahren in den USA entstandenen Minimal Music. Der 1947 geborene John Adams schrieb 1982 seine Grand Pianola Music, die außer zwei Klavieren, fünfzehn Bläsern und drei Schlagzeugern auch, ungewöhnlich genug, drei Vokalisen-Sängerinnen besetzt. Auch hier herrscht, ähnlich wie bei Poulenc, ein polystilistisches Bild. Adams selber sprach von der Vorstellung, er gehe über die Flure des Konservatoriums von San Francisco und höre den Klangschwall von zwei Dutzend Klavieren playing Chopin, the Emperor Concerto, Hanon, Rachmaninow, The Maple Leaf Rag, and much more.
Grau und Schumacher bewältigen ihre teils solistischen, teils ins Orchestergeschehen eingeschmolzenen Parts in gewohnter Souveränität. Herausragend kompetent auch der Booklet-Essay Gamelan, Minimal, Parodie von Rainer Peters.
Rainer Klaas


