Werke von Pixinguinha, Luiz Antônio, Ernesto Nazareth und anderen
Classica Brasiliana
Anette Maiburg (Flöte), Filippa Gojo (Stimme), Rafael Aguirre/Marcelo Rosário (Gitarre), Gabriel Rosário (Mandoline), Wlodzimiers Gula (Kontrabass), Roland Peil (Perkussion)
Nach dem ersten (und auch nach dem zweiten) Hören der CD stellt sich die Frage, warum die 14 Tracks insgesamt keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Selbst nachfolgendes mehrmaliges Hören erschließt die Programmatik oder das ästhetische Programm das Vorhandensein mindestens eines dieser roten Fäden unterstelle ich schlichtweg nicht wirklich. Es mag die Kombination so zahlreicher unterschiedlicher Kompositionen sein, die eher den Eindruck eines Patchworks hervorrufen, als zum Nachhören eines spannenden Bogens verleiten. Die einzelnen Nummern plätschern mal robust, mal sanft dahin und lenken das Augenmerk vielmehr auf die Einzelleistungen der Musiker.
Und da ist festzuhalten, dass Rafael Aguirre mit einem unfassbar verführerischen Ton in Villa-Lobos Prelude No. 1 (die Angaben zu den einzelnen Künstlern fehlen leider bei den Tracks) als Solist daherkommt oder frech und musikalisch in höchst transparenten Linien zusammen mit seinem Duopartner Marcelo Rosário in Darius Milhauds Brasileira aus Scaramouche oder in Ernesto Nazareths Matuto musiziert. Es entstehen für einen Augenblick sehr sinnliche Momente. Zweifellos bereichert Anette Maiburg mit ihrem außergewöhnlichen Farbenreichtum und ihrer Virtuosität, beispielsweise im Duo mit dem brillanten Ausnahmeperkussionisten Roland Peil, ganz wesentlich die einzelnen Nummern.
Trotzdem gelingt es ihr als Initiatorin dieser ansonsten sehr ansprechenden CD-Reihe mit dieser Ausgabe insgesamt nicht zu überzeugen. Denn und das empfinde ich als besonders schade mit Filippa Gojo wurde eine für dieses Repertoire schwierige Sängerin hinzugenommen, deren Farbgebung in den Instrumentalstücken viel zu blass und die Tonproduktion nach meinem Empfinden viel zu flach für diese Musik ist, ganz besonders in diesen Besetzungen. Insbesondere dann, wenn man beispielsweise die Stimme von Elizeth Moreira Cardoso, bei der Interpretation von Luiz Antônios Barracão die der unvergleichlichen Heleninha Costa oder die von Lisa Ono im Ohr hat. Auch in dem sehr populären Feira de Mangaio vermögen lediglich die Instrumentalisten im rhythmischen Drive und mit den sehr schönen Klangfarben zu überzeugen; der Gesang wirkt künstlich hineingefädelt oder verschwindet bei den Schlusstakten gänzlich im Klang der Flöte.
Bleibt zu resümieren, dass eine (im Übrigen sehr schön gestaltete) weitere CD in dieser Classica-Reihe vorliegt, die vereinzelt sehr schön musizierte Kleinode birgt, in der Summe aber eine patchworkartige, von den Stimmungen her recht gleichmäßig bleibende Sammlung von Musikstücken bietet. Begleitet wird sie von einem recht ordentlich recherchierten Booklet.
Bernd Clausen