Werke von Molter, Spohr, Mozart und anderen
Clarinet Concertos
Davide Bandieri, Kevin Banks, Kálmán Berkes, Per Billman, Jean-Marc Fessard, Henk de Graaf, Sharon Kam, Dieter Klöcker, Sebastian Manz, Oskar Michallik, Robert Plane, Giuseppe Porgo, Giovanni Punzi, David Singer, Tomoko Takashima, Maria du Toit, Kaori Tsutsui, Eddy Vannoosthuyse
45 Kompositionen, 21 Komponisten, 20 verschiedene Klarinettisten und eine Spieldauer von über 14 Stunden, das sind die eindrucksvollen Zahlen dieser CD-Box Clarinet Concertos, die einen Gang durch die Geschichte des Klarinettenkonzerts von der Entstehung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts präsentiert. Dabei wird der Gattungsbegriff nicht allzu eng gesehen, da auch Konzertstücke, Doppelkonzerte und Ähnliches ausgewählt wurden.
Aus der Frühzeit sind fünf barockisierende Konzerte für D‑Klarinette von Johann Melchior Molter mit Henk de Graaf zu hören. Aus der Mannheimer Schule spielt der Ungar Kálmán Berkes drei Werke von Carl Stamitz, darunter auch das Konzert für Klarinette und Fagott. Die Zeit der Blüte in der Klassik wird durch Oskar Michallik mit Mozarts A‑Dur-Klarinettenkonzert eindrucksvoll dokumentiert, weiter mit Franz Anton Hoffmeister in der Interpretation Dieter Klöckers, der viele unbekannte Konzerte wieder entdeckt hat, den Konzerten und Doppelkonzerten von Franz Krommer (Kálmán Berkes) und den Konzerten des Finnen Bernhard Henrik Crusell, gespielt von dem Stockholmer Per Billman. Louis Spohrs Zusammenarbeit mit Johann Simon Hermstedt (1778–1846) brachte vier virtuose, anspruchsvolle Konzerte hervor, von der aus Südafrika stammenden Maria du Toit souverän bewältigt, allerdings getrübt durch Knackgeräusche auf den beiden CDs des Rezensionsexemplars.
Carl Maria von Weber ist mit dem ARD-Preisträger Sebastian Manz zu hören. Werke des Klarinettisten Heinrich Baermann und die Konzerte des Italieners Saverio Mercadante mit Dieter Klöcker sowie die elegant spielende Sharon Kam mit Gioachino Rossinis Variationen und Felix Mendelssohns Konzertstücken (Johannes Peitz am Bassetthorn) und das reizvolle Konzert von Julius Rietz ergänzen das Spektrum der Romantik, die auch in Max Bruchs Doppelkonzert für Klarinette und Viola von 1911 noch zu erleben ist, das der junge Italiener Giovanni Punzi gestaltet.
Den Weg ins 20. Jahrhundert weisen das Concertino von Ferruccio Busoni mit Davide Bandieri, die Konzerte der Engländer Gerald Finzi und Charles Stanford, von Robert Plane mustergültig eingespielt, und Carl Nielsens Konzert, von Kevin Banks souverän musiziert. Konzerte von Paul Hindemith mit dem Belgier Eddy Vanoosthuyse sowie von Aaron Copland mit dem Amerikaner David Singer belegen die stilistische Vielfalt im 20. Jahrhundert, ebenso das von Jean-Marc Fessard eingespielte neoklassizistische Konzert von Alexandre Tansman.
Die Einspielungen dieser sehr preisgünstigen CD-Box sind lizenzierte Aufnahmen von 1982 bis 2018, die interpretatorisch sehr überzeugen. Das englischsprachige Booklet enthält knappe Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte der Werke, lässt aber jegliche Informationen über die Interpreten vermissen.
Heribert Haase