Pleyel, Ignaz
Clarinet Concertos 1 & 2/Sinfonia Concertante
Immer wieder öffnet der umtriebige Klarinettist Dieter Klöcker mit Einspielungen seiner Archivfunde den Blick über den Tellerrand. Zumeist ist es die Zeit der Wiener Klassik, in der es ja zur ersten Blütezeit der Klarinette kam, die ein vielfältigeres Gesicht erhält. Denn neben dem unumstrittenen Dreigestirn Haydn, Mozart, Beethoven gab es eine Reihe interessanter Komponisten, die das Konzertleben seinerzeit prägten.
Zu diesen gehört auch Ignaz Joseph Pleyel (1757-1831), Schüler Haydns, der von Klöcker in einem Essay im CD-Beiheft als ein europäischer Musiker zwischen höfischer Kunst und Aufklärung vorgestellt wird. Pleyel verschrieb sich nur in seiner ersten Lebenshälfte der Komposition, dabei schuf er vor allem Instrumentalwerke. Äußerungen von Musikerkollegen seiner Zeit und selbst von Mozart belegen das große Ansehen, das er genoss. Später war er als Verleger und Instrumentenbauer erfolgreich.
Zwei Klarinettenkonzerte sind von ihm bekannt, wobei die Druckausgabe des ersten Konzerts schon die Cleverness des Verlegers zeigt: Er schreibt es in C-Dur, damit es sich auch als Flöten- oder Violoncello-Konzert verkaufen lässt. Heute wie damals war die dafür notwendige Klarinette in C aber nicht die bevorzugte Stimmung des Soloinstruments, sodass für die Aufnahme verständlicherweise die B-Klarinette gewählt wurde. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem zweiten Konzert in B-Dur, dessen Vorläufer vermutlich ein Violoncellokonzert war. Ob das zweisätzige Doppelkonzert, als Sinfonia Concertante betitelt, ganz aus der Feder Pleyels stammt, wird in Zweifel gezogen. Klöcker vermutet, dass es ein Arrangement eines Werks der Familie Gebauer sein könnte, das dann unter dem zugkräftigeren Namen Pleyel veröffentlicht wurde.
Pleyel gibt in allen Werken den Solisten Raum zur Entfaltung eines kantablen Spiels und die Möglichkeit zur Präsentation ihrer virtuosen Fähigkeiten. Insofern sind die beiden Konzerte Dokumente eines hohen spieltechnischen Standards am Ende des 18. Jahrhunderts, der nicht weit hinter Mozart zurückbleibt. Dieter Klöcker ist bei dieser Musik ganz zu Hause; mit schnörkellosem Spiel und seiner unverwechselbaren ausgewogenen Tongebung verleiht er den Solokonzerten musikantischen Schwung und Brillanz. Die Musik lässt stellenweise durch ihre dramatischen Einbrüche und Dur-Moll-Wechsel aufhorchen. Interessant ist die Kadenz aus dem Schlusssatz des 2. Konzerts von Reimund Griesbacher gestaltet, die dem heiteren Kehraus unverhofft durch rezitativische Elemente und eine Stretta opernhafte Züge verleiht.
In der Sinfonia Concertante, die tonartlich kein neues Terrain betritt, steht Sandra Arnold als inzwischen mehrfach bewährte Duo-Partnerin ihrem einstigen Lehrer Klöcker zur Seite. Aber trotz des harmonischen interpretatorischen Miteinanders kommt dieses Doppelkonzert nicht über ein gefälliges Konzertieren hinaus, da ihm die bezwingenden kompositorischen Momente fehlen.
Begleitet werden die Solisten vom insgesamt bestens aufgelegten und temperamentvoll musizierenden Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Sebastian Tewinkel.
Heribert Haase