Louis Spohr, Gabriel Fauré, Claude Debussy und andere
Clair de Lune
Meisterwerke für Harfe, Emilie Jaulmes (Harfe)
Die deutsch-französische Harfenistin Emilie Jaulmes stellt sich mit einer neuen CD vor einem Harfenrecital. In Grenoble geboren, studierte sie bei weltweit namhaften Harfenistinnen. Seit 2006 ist sie Soloharfenistin der Stuttgarter Philharmoniker, mit denen sie schon mehrfach solistisch auftrat. Jaulmes ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe. In den verschiedensten kammermusikalischen Besetzungen konzertiert sie u.a. auch mit dem Soloposaunisten der Stuttgarter Philharmoniker Matthias Nassauer, der die Texte für das vorliegende Booklet schrieb. Darüber hinaus studierte sie in Paris mit erfolgreichen Abschlüssen in Harmonie, Kontrapunkt und Musikwissenschaft.
Emilie Jaumes stellt auf ihrer CD ausschließlich bekannte und gleichzeitig populäre Harfenliteratur vor. Was mir sehr gut gefällt, ist die aufgelockerte und dadurch kurzweilige Reihenfolge der Stücke: Klassik, Romantik, Barock, auch Gershwin ein bunter Mix. Angefangen mit der Fantasie von Spohr über Faurés Impromptu, Debussys Clair de Lune, Gershwins The Man I Love und Summertime, Thomas The Minstrels Adieu to His Native Land, Händels Harfenkonzert B-Dur, Carl Philipp Emanuel Bachs Harfensonate, Mendelssohn Bartholdys Romanze op. 30 Nr. 1 und Präludium op. 35 Nr. 1 und Posses Karneval in Venedig zeigt sie großes Können auf ihrem Instrument, musikalische Eleganz und Virtuosität in hohem Maße. Letzteres kann man besonders im Karneval in Venedig genießen.
In den Stücken von Spohr, Bach und Händel spielt sie mir allerdings rhythmisch oft zu frei. Nur ein Beispiel: Spohr hat den Fantasiecharakter in der Einleitung auskomponiert. Da müsste der Rhythmus doch strenger eingehalten werden. Die Werke von Gershwin und Mendelssohn sind sehr hübsche Arrangements. Stilistisches Gespür zeigt Jaulmes in den Beiträgen von Fauré, Debussy und Thomas, ebenso wieder ihr elegantes, schön klingendes Harfenspiel.
In diesem Zusammenhang gilt dem Tonmeister meine hohe Anerkennung. Man hört die Harfe im Original, keine Lautstärkenreduzierung der Bässe: kein flacher Klang oder ähnliche aufnahmetechnische Hilfsmittel. Ebenso begeistern mich im Booklet (dreisprachig) die Werkbeschreibungen von Matthias Nassauer. Sie sind sehr aufschlussreich geschrieben und zeugen von einem fundierten Wissen über die Komponisten und die Entstehung ihrer Harfenstücke.
Angesichts meiner positiven Einstellung zu dieser CD finde ich das Titelbild des Booklets unpassend: auf dem Wasser ein kleines modernes Motorboot, darin eine große Harfe und an ihr sitzend Emilie Jaulmes; im Hintergrund ganz schwach der CD-titelgebende Mond. Diese Aufmachung passt nach meinem Dafürhalten nicht zu der kompetenten Leistung der Harfenistin. Künstlerisches Fazit ist jedoch, dass man Freude am Hören dieser CD haben kann.
Marion Hofmann