Adrian Connell

Chopin Variations

for Orchestra, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dohr
erschienen in: das Orchester 10/2020 , Seite 65

Der englische Komponist Adrian Connell (*1964) hat schon einige Arrangements und Kompositionen veröffentlicht. Darunter befinden sich Werke für Orchester, Streichorchester und sinfonisches Blasorchester sowie diverse Chorwerke. Allein für Orchester komponierte er bisher sechs Sinfonien, zwei Konzerte, Ouvertüren, sinfonische Dichtungen und Variationszyklen. Die etwa 12 Minuten dauernden “Chopin Variations” schrieb Connell in den Jahren 2009/10. Sie wurden im Dezember 2015 vom Dartford Symphony Orchestra unter der Leitung von David Grubb im Mick Jagger Centre in Dartford (Kent) uraufgeführt.
Es ist eine kurzweilige, harmonisch und melodisch sehr eingängige Musik, die Zuhörern und Spielern viel Freude bereiten dürfte. Manches daraus könnte der Sound zu einer alten Filmmusik sein. Als Hauptthema nimmt der Komponist das berühmte Thema aus dem ersten Teil der E-Dur-Etüde op. 10,3 von Frédéric Chopin, welches auch in anderen musikalischen Zusammenhängen in Liedform schon häufiger verwendet wurde. Dabei beschränkt Connell sich zumeist auf den Themenkopf mit dem markanten Auftakt durch die aufsteigende Quarte.
Insgesamt sieben charakterlich unterschiedliche Variationen werden von einer kurzen Einleitung und einer Coda eingerahmt. Dazwischen gibt es sieben fließend ineinander übergehende Abschnitte, welche sich unterschiedlichen Tanz- formen zuwenden: Marsch, Siziliana, Walzer, Bossa Nova sowie eine Romanze und ein Scherzo mit einer finalen Fuge. Bei Letzterer ist das Originalthema in den Blechbläsern am deutlichsten und ausführlichsten zu hören. Es verliert allerdings, trotz einer farbigen Instrumentierung, etwas von seinem ursprünglichen Glanz, weil Connell es von seiner strahlenden Originaltonart E-Dur ins wesentlich mattere C-Dur transponiert hat.
Alle Orchestergruppen kommen in dem Variationswerk jeweils gut zum Einsatz. Dies liegt auch in der Intention des Komponisten, der mit den “Chopin Variations” „allen Orchestergruppen einen kleinen Auftritt gewähren“ möchte. Das Werk ist Teil der “Orchestral Toe- tapper Series”, in welchen die Musikstücke bewusst melodisch und heiter gehalten sind und sich an Amateurorchester wenden. Neben Streichern und Harfe ist das Schlagwerk mit zwei Spielern besetzt. Holz- und Blechbläser entsprechen ebenfalls der Standardbesetzung. Hier gibt es immer mal wieder kurze Soli, die für ein abwechslungsreiches Klangbild sorgen.
Wer hier Neue Musik im eigentlichen Sinne erwartet, wird allerdings enttäuscht sein. Das Ganze hätte ein wenig mehr „Zeitgenossenschaft“ vertragen, was die kompositorischen und spieltechnischen Parameter anbelangt. So aber bleibt es eine kurzweilige und gefällige, eher unterhaltende Musik im postromantischen Stil.
Die Partitur der Edition Dohr ist übersichtlich und gut lesbar. Sie enthält zudem ein instruktives Vorwort des Komponisten und einige biografische Angabenm.

Christoph J. Keller