Busch, Adolf

Chamber Music Volume One

Clarinet and Strings

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Toccata Classics TOCC 0085
erschienen in: das Orchester 03/2014 , Seite 81

Mit dem Musikernamen Busch verband man in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das aus Siegen stammende hochtalentierte Brüderpaar Fritz und Adolf, die als Dirigent bzw. Violinist international anerkannte Interpreten waren. Adolf Busch (1891-1952) widmete sich neben seiner zeitaufwendigen Karriere als Kammermusiker und Solist der Komposition. Viele Werke sollen dabei, so wird berichtet, während seiner Konzertreisen im Zug sitzend entstanden sein. Einen Schwerpunkt bilden dabei Kammermusikwerke, die er oft auch für den eigenen Gebrauch schrieb. Aus diesem Fundus hat die in Karlsruhe tätige Klarinettistin Bettina Beigelbeck sieben Kompositionen für Klarinette und Streicher in verschiedenen Besetzungskombinationen ausgewählt und mit dem eigens hierfür gegründeten Busch Kollegium Karlsruhe eingespielt. Stilistisch ist die Musik Adolf Buschs sehr stark von seinem Lehrer und Freund Max Reger beeinflusst. So ist der Formenkanon an die Tradition angelehnt und das Klangbild spätromantisch geprägt. Den Schritt in die neue Musik der 1920er Jahre hat Busch nicht vollzogen.
Die meisten Werke dürften für das Musizieren mit seiner Frau Frieda entstanden sein, die Klarinette spielte. In diesem Sinn wird das Duett Nr. 1 für Klarinette und Violine als Hausmusik bezeichnet. Alle weiteren Werke sind ebenfalls Frieda Busch gewidmet: die Sieben Bagatellen op. 53a mit Viola und Violoncello, die ideenreiche Serenade op. 53b mit Violine und Viola und der kurze Variationen-Satz op. 53c mit Streichquartett. Ebenso auch die ausgedehnte Suite in F-Dur op. 62a, in der zur Klarinette ein Streichtrio hinzutritt. In diesem zentralen, sehr verhaltenen fünfsätzigen Werk hat das Entstehungsjahr 1944 den Ausdrucksgehalt stark beeinflusst. Busch greift auf barocke Formmuster zurück: Einem verhaltenen Prälu-
dium folgt eine Doppelfuge, der sich ein weiterer polyfoner langsamer Satz anschließt, zu dem ein Scherzo kontrastiert, in dem eine flüchtige Anspielung auf das Thema des Klarinettenquintetts op. 115 von Johannes Brahms zu vernehmen ist. Den Schluss bildet ein Rondo. Die Musik Buschs ist nicht auf Virtuosität angelegt, sie besteht zumeist aus einem dichten Stimmengeflecht der Streicher, in das auch die Klarinette integriert ist, und sie strebt nach großer Expressivität.
Von den Interpreten, die größtenteils in süddeutschen Orchestern tätig sind, wird diese mit großem Engagement realisiert. Der Klang neigt dabei allerdings mitunter zur Schärfe und könnte etwas mehr Flexibilität zeigen. Die Klarinettistin Bettina Beigelbeck spielt technisch versiert und mit großer dynamischer Flexibilität, aber mit einem zu wenig zentrierten und nicht ganz nebengeräuschfreien Ton. Dass kein kammermusikalisch ausgewogenes Musizieren zu hören ist, liegt an der wenig zufriedenstellenden Abmischung der Aufnahme: Der Klarinette wurde zu viel Hall beigemischt und sie ist weniger präsent als die Streicher.
Heribert Haase