Thomas Weiss
Chamber Music Vol. 2
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Eliot Quartett und Gastsolisten
Mit der zweiten Folge der Kammermusik von Christian Ridil setzt das Label Genuin die Pflege des vielfältigen Schaffens des 1943 geborenen Komponisten auf beachtenswertem Niveau fort. Wie schon bei der ersten CD (Genuin GEN 21737) aus dem Jahr 2020 sind es wieder zumeist Musiker:innen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, die in vielfältigen Instrumentalkombinationen ein engagiertes Plädoyer für das Werk ablegen. Ridil legte sein Abitur am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen ab, studierte Schulmusik, Musikwissenschaft und Komposition bei Günter Bialas. An der Goethe-Universität Frankfurt am Main leitete er bis zu seiner Emeritierung 2011 die universitätseigenen Chöre und Orchester, beachtliche künstlerische Erfolge konnte er auch als Mitbegründer des Augsburger Vokalensembles sowie des Kammerchores der Frankfurter Universität erzielen.
Christian Ridils umfangreiches kompositorisches Schaffen hat einen Schwerpunkt bei der Vokalmusik – neben der angesprochenen ersten Kammermusik-CD erschien bei Genuin auch eine Aufnahme mit Männerchören und Sololiedern. Sein Werk umfasst ebenso Orgel- und Orchestermusik und eine Vielzahl von Kammermusikwerken.
Die hier vorliegende Kammermusik-Einspielung präsentiert Kompositionen, die zwischen 1977 und 1997 entstanden sind. Bei allen stilistischen Unterschieden ist ihnen die Beherrschung des kompositorischen Handwerks, verbunden mit musikalischem Einfallsreichtum und gelegentlichem Humor gemeinsam. Bei allen formalen Verweisen auf die Musikgeschichte – Ridil rekurriert auf Formen der Barock- und Renaissancemusik ebenso wie auf Vorbilder des 19. Jahrhunderts – imponiert die Musik durch ihren Einfallsreichtum.
Die hervorragenden Musiker:innen auf dieser CD nehmen die Möglichkeiten, die Ridil ihnen bietet, als Grundlage für inspiriertes Spiel. Bei der Suite für Querflöte stellt Jens Josef sein technisches Vermögen in den Dienst einer zwar komplexen, aber ebenso ausdrucksstarken Musik (vor allem bei der einfallsreichen Variationsfolge der Meyenmusick). Ausdrucksstark nähern sich auch Jaka Stadler (Cello) und Rainer Seidel (Fagott) ihren mehrdimensional angelegten Dunklen Duos an. Auch in der Kammermusik zeigt sich das Vermögen Ridils, für die menschliche Stimme zu komponieren: In Melinda Paulsen findet er eine ebenso textverständliche wie intonationssichere Mezzosopranistin für seine Drei Sonette nach Martin Opitz.
Das in Frankfurt beheimatete Eliot Quartett verfügt nicht nur über dramatischen Aplomb für Sisifo, sondern kann die durch den antiken Sisyphos-Mythos inspirierte Komposition in einer ebenso affektgeladenen wie durch Transparenz ansprechenden Interpretation auf dieser auch klanglich überzeugenden CD einbringen.
Thomas Weiss