Koechlin, Charles

Chamber Music for Oboe and other instruments

Stefan Schilli (Oboe), Oliver Triendl, Henrik Wiese (Flöte), Christopher Corbett (Klarinette), Marco Postinghel (Fagott), Cristina Bianchi (Harfe), Daniel Giglberger/Heather Cottrell (Violine), Anja Kreynacke (Viola), Kristin von der Goltz (Violoncello)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Oehms Classics OC 1823
erschienen in: das Orchester 05/2016 , Seite 75

Die traumhafte Klangwelt Charles Koechlins, zum Leben erweckt vom grandiosen Oboisten Stefan Schilli, strahlt auf dieser CD. Zu Beginn steht die Sonate für Oboe und Klavier op. 58. Olivier Triendl hat den Klavierpart eingespielt. Spätestens im zweiten Satz, charakterisiert durch tänzerische Klavierläufe und fröhliche Staccatopassagen in der Oboe, besticht das sehr homogene Zusammenspiel der beiden Musiker. Schilli und Triendl werden jedoch nie kitschig, halten sich eher zurück, denn Koechlin hat schon genug Ausdruck und Gefühl in diese Sonate gelegt. Verspielt, gekrönt von Schillis nie ausuferndem, kultiviertem Vibrato, geht diese Sonate ruhig zu Ende.
Das Trio d’anches für Oboe, Klarinette und Fagott op. 206 folgt. Sanft schmusen die drei Rohrblattbläser in die Kantilenen hinein, immer unaufdringlich von der Oboe geführt. Das Fagott beginnt den zweiten Satz (Fugue) mit frechem Staccato und ein paar sauberen Bindungen, dann folgt die Oboe. Als dritter Mitstreiter steigt die Klarinette mit diesem Thema ein. Die Klarinette löst die technischen Anforderungen, bedingt durch ihre spieltechnischen Eigenarten, ein wenig eleganter als die beiden Doppelrohrblattbläser, aber das war dem Komponisten als Stilmittel vermutlich sehr recht. Ein sanftes Andante folgt, fröhlich und virtuos beendet das
Final das Trio.
Au loin für Englischhorn und Klavier folgt. Wohlklang, technisch akkurat, fließt aus den Lautsprechern. Das Englischhorn Schillis singt und brilliert, das Klavier rollt ihm dazu den sprichwörtlichen akustischen roten Teppich aus. Ein musikalisches Stück Sahnetorte aus allerfeinsten Naturprodukten, meisterhaft interpretiert. Selbst am Ende klebt es nicht, denn Schilli kann sich zurücknehmen, beweist überhaupt auf dieser CD wieder einmal seine subtile Eleganz.
Die Sonate à 7 macht ebenso große Freude wie alle Werke, die vorher bereits erklangen. Oboe, Flöte, Harfe und Streichquartett haben sich, scheint es, verabredet, ausschließlich perfekte Töne unter unaufdringlicher Führung der Oboe zu liefern. Fast folkloristisch eröffnet die Oboe den zweiten Satz. Ein Hauch ländlicher Frühlingsluft weht darin, leicht und unkompliziert, aber gar nicht mal einfach zu spielen. Die Flöte eröffnet mit weichen Tönen in tiefer Lage den kurzen dritten Satz, der sanft und elegant ausklingt. Wieder bewegter geht es ins nun folgende Finale. Leichtfingrig streu­en die Musiker die Töne wie bunte Blumen, das hätte den Komponisten sicher gefreut. Auch die Harfe darf endlich ein paar Takte solistisch hervortreten. Die schmachtende, notierte Oboenkadenz am Ende wird jäh von einer kurzen, springlebendigen und auf den Punkt gespielten Coda beendet.
Le repos de Tityre für Oboe d’amore op. 216/10 steht am Ende der CD, eine einzelne Oboe folgt nach einem bunten Septett. Gut vier Minuten lang zeigt Schilli hier die Oboe d’amore als intonationssicheres, vollwertiges Oboeninstrument, das sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe puren Klang und Dynamik zu bieten hat.
Heike Eickhoff