Robert Groslot

Chamber Music

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Tyxart
erschienen in: das Orchester 11/2018 , Seite 78

Peter Verhoyen (Flöte), Geert Baeckelandt/Marija Pavlovic (Klarinette), Pieter Nuytten (Fagott), Ann-Sofie Vande Ginste/Gudrun Verbanck (Violine), Bieke Jacobus (Viola), Lieselot Watté (Violoncello), Eliz Erkalpt (Horn), Roel Avonds (Bassposaune), Eline Groslot (Harfe), Stefan De Schepper (Klavier)

Robert Groslot, Jahrgang 1951, kam erst spät zum Komponieren. Als Pianist in seiner belgischen Heimat am Königlichen Konservatorium in Antwerpen unter anderem bei Alexis Weissenberg ausgebildet, war er lange als Solist gefragt; verlegte sich dann aufs Dirigieren und kam erst am Ende seiner Dirigentenlaufbahn, die ihn an die Pulte der Rotterdamer und der Londoner Symphoniker und natürlich an sein „eigenes“ Orchester „Il Novocento“ führte, mit dem er die Reihe „Night of the Proms“ gestaltetet zum kompositorischen Schaffen.
Ein akademisches Kompositionsstudium hat er nicht kennengelernt und wohl auch nicht kennen lernen wollen. Als ausübender wie als schreibender Musiker gefällt sich Robert Groslot offensichtlich in der Rolle des „Klanggestalters“. Erst schrieb er eine ganze Reihe von Orchester-Solokonzerten, dann in jüngerer Zeit vermehrt Kammermusik, meist fokussiert auf ein Instrument.
War es noch 2017 das Cello (in der beim gleichen Label publizierten CD Werke für Cello und Klavier), so ist es jetzt die Querflöte, der Groslot diese Kammermusikaufnahme widmet. Groslot kommt vom Klang her, das Denken in Klang und Raum ist seiner Musik eigen. Eine Folge vom akademischen Unbelastetsein als Komponist? Und wenn schon! Der Musik tut das gut. Und noch ein weiterer Pol ist unüberhörbar wahrnehmbar: eine fast unkritische Nähe zur Trivialität.
Das mag auch an der Prägung durch die franko-flämische Kultur der Studienjahre liegen, einer Kultur, die wenig Scheu vor der Popularität hat. Es hört sich so an, als suche Groslot geradezu die Ferne zur akademischen Avantgarde, aber nicht zur spieltechnischen Perfektion. Er verlangt von den Spielern eine absolute und souveräne Beherrschung aller Techniken der Instrumente.
Und gerade das perfekte Spiel und nicht zuletzt die hervorragende Tonbalance der Aufnahmetechnik machen den besonderen Reiz dieser CD aus, die die lebendige Musik Robert Groslots unmittelbar erlebbar macht. Bereits im Poème secret für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett ist diese Kraft hörbar. Dem Komponisten geht es nicht um motivischen Austausch zwischen den Instrumenten, hier werden Klangflächen und Bewegungen geschaffen; ein munteres Spiel mit Lautheit und Tonhöhen, mit Skalen und Bewegungsmustern im Grenzbereich des Hörbaren.
Ein Muster, das sich durch alle elf Tracks der CD zieht und manch überraschende Effekte bereithält. So im Green Duck für Piccolo-Solo, in dem Peter Verhoyen die kleine Flöte bis an die Grenzen des Machbaren ausreizt.
Auf der anderen Seite rutscht der Klang aber auch mal, wie erwähnt, ins filmmusikalisch-illustrativ Triviale ab – aber das ist dann (mit Ausnahme der wenig informativen und leicht banalen Booklettexte) das einzige Manko der CD.
Markus Roschinski