cellopera
Die vier EvangCellisten. Arrangements von Fredo Jung, Ulrike Seifert und Felix Leibbrand
Madama Butterfly, Don Giovanni, Hänsel und Gretel, Mimi, Tamino diese berühmten Opernfiguren wären wohl, wenn sie ein Instrument wären, kein Cello. Die melancholisch-temperamentvolle Carmen kommt da schon am ehesten in Betracht. Trotzdem kann man diesen Charakteren natürlich ein Cello in den Mund legen, oder besser gesagt, vier Celli. So haben die vier EvangCellisten, die sich aufgrund ihrer Vornamen Matthias, Markus, Lukas und Hanno diesen etwas sperrigen Namen gegeben haben, mit ihrem ersten Album Cellopera selbst den Sprung aus dem Orchestergraben aufs Opernparkett gemeistert.
Im Programm sind dabei nicht nur, aber hauptsächlich echte Hits wie die Arien und Duette der oben genannten Partien und warum auch nicht? Von der Opernbesetzung zum Ensemblestück sind Bekanntheit und Textkenntnis schließlich hilfreiche Brücken. Neben dem Besten aus Carmen (vier Stücke), La Bohème (drei Stücke) und anderen berühmten romantischen Opern birgt das Album auch Unbekannteres wie das Blumenduett aus Delibes Lakmé, eine schmissige Nummer aus Nicolais Die lustigen Weiber von Windsor und ein Intermezzo sinfonico aus Mascagnis wunderbarer Cavalleria rusticana. Nessun dorma aus Turandot und die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen bilden den fulminanten Abschluss des Albums. Die träumerische Leichtfüßigkeit der Barcarole wird durch den Celloklang sogar im Vergleich zum Original intensiviert und ist sicherlich der Höhepunkt des Albums.
Ihre Vorliebe für Opern war es auch, die die vier Musiker während ihres Studiums in Weimar zusammenbrachte. Als Erstes probten sie damals, vor knapp vier Jahren, Arrangements von Arien. Ihr Ton spiegelt diese Vorliebe fürs Gesangliche wider, denn meist sind die Interpretationen schwelgerisch in bester Tenormanie. Man könnte sagen, dass die vier EvangCellisten dem romantischen Schmalz hier und da ein bisschen zu viel Raum geben dafür ist ein Album mit romantischen Opernnummern aber nun einmal auch der geeignete Platz. In den drei klassischen Stücken von Mozart und Beethoven wissen die vier Musiker dafür ihr Timbre durchaus zu ändern. Die Bildnis-Arie aus der Zauberflöte, die die meisten Tenöre zu sicher und kraftvoll intonieren, spielen sie erstaunlich sensibel und gemächlich.
Souverän und flexibel bewegen sich die vier im vielseitigen Programm, legen in die Carmen-Stücke (sehr verspielte Arrangements!) viel Esprit, und werden in Nein, das ist wirklich doch zu keck! energisch und ruppig. Die Arrangements von Fredo Jung, Ulrike Seifert und Felix Leibbrand stützen das Spiel mit einem abwechslungsreichen Gerüst. Es sieht so aus, als wäre die Branche der qualitativ hochwertigen Unterhaltungsklassik um ein junges, begabtes Celloensemble reicher geworden. Man darf nun gespannt sein, wie es dem Quartett gelingt, auf einer seiner nächsten Veröffentlichungen Originalliteratur zu interpretieren, die schließlich ebenso zu seinem Konzertrepertoire gehört wie Arrangements.
Vera Salm