Carl Philipp Emanuel Bach
Cello Concertos/Symphony H.648
Jean-Guihen Queyras (Violoncello), Ensemble Resonanz, Ltg. Riccardo Minasi
Das Wirken von Carl Philipp Emanuel Bach fällt in die Zeit des Übergangs vom Barock zur Klassik und damit in eine Zeit der Umbrüche. Bereits die für die Bezeichnung dieser Phase des 18. Jahrhunderts in Fachkreisen kontrovers verwendeten Begriffe wie Rokoko, Vorklassik, Sturm und Drang oder empfindsamer und galanter Stil veranschaulichen die Vielschichtigkeit dieser Entwicklung, die sich retrospektiv schon allein wegen der Formung wesentlicher Gattungen wie der Sinfonie als bahnbrechend für die weitere Musikgeschichte erweisen sollte. Der zweitälteste Sohn Johann Sebastian Bachs, C. Ph. E. Bach, dem die vorliegende CD gewidmet ist, kann als einer der wichtigsten Vertreter dieser Epoche angesehen werden.
Mit seiner musikästhetischen Anschauung von Empfindsamkeit mit ihren melodiösen Artikulationen löste er sich nicht nur vom Kompositionsstil seines Vaters, sondern war zu Lebzeiten wesentlich berühmter als dieser. Die von dem Ensemble Resonanz unter der Leitung von Riccardo Minasi eingespielten Werke repräsentieren in wesentlichen Zügen diese fortschrittlichen Ideen. Dabei entspricht die kleine Besetzung der Stimmgruppen – beispielsweise bestehen die ersten und zweiten Violinen aus lediglich fünf Instrumentalisten – den Gepflogenheiten der Zeit und ermöglicht einen authentischen Eindruck. Das Cembalo als Generalbassinstrument, welches als Relikt aus dem Barock noch ein wichtiges charakteristisches Merkmal in dieser Übergangsphase darstellt, ist dank der sparsamen Besetzung deutlich herauszuhören.
Bildet die dreisätzige Sinfonie in G-Dur ein Beispiel für die frühe Auseinandersetzung Bachs mit dieser Gattung, stellen die beiden Cellokonzerte in a-Moll und A-Dur mit dem Solisten Jean-Guihen Queyras die Höhepunkte der Aufnahme dar. Sein Spiel besticht mit einer wundervollen Tiefgründigkeit und Wärme, was besonders in den Solo-Episoden zum Ausdruck kommt. Queyras gelingt es dabei vorzüglich, dem Instrument, einem Cello von Gioffredo Cappa aus dem Jahr 1696, einen edlen und von ausgesprochener Kantabilität getragenen Ton zu entlocken. Auch in virtuosen Passagen und bei Doppelgriffen brilliert Queyras mit einem reinen, geschmeidigen Klang. Das Zusammenspiel mit dem Ensemble Resonanz erweist sich als Symbiose höchsten künstlerischen Anspruchs mit dem Ergebnis einer unendlich feinen wie exzellenten Interpretation.
Ergänzt wird die meisterhafte Einspielung durch einen fachlich fundierten Booklettext von Peter Wollny, Direktor des Leipziger Bach-Archivs. Der Leser erhält sowohl umfassende Einblicke in das Wirken C. Ph. E. Bachs als auch in den geschichtlich-biografischen Kontext der eingespielten Stücke, was die ganzheitliche Erschließung von Werk und Schöpfer ermöglicht.
Schließlich ist die hervorragende Klangqualität der Einspielung zu erwähnen, welche den Hörgenuss zusätzlich fördert. Alles in allem ist diese Aufnahme eine rundum gelungene CD-Produktion von höchst qualitativem Wert.
Bernd Wladika