Carl Hermann Heinrich Benda
Konzert für Viola, Streicher und Basso continuo F-Dur
hg. von Philipp Schmidt, Partitur
Wie die Familie Bach, so weist auch die aus dem Böhmischen stammende Familie Benda eine große Zahl von Musikern auf. Waren es im Falle der Bachs eher Tastenvirtuosen, so war bei den Bendas der Beruf des Geigers dominierend. Komponiert haben sie indes fast alle. Der musikalische Ahnherr Franz Benda dürfte den heutigen Musikliebhabern noch am ehesten vertraut sein, während sein zweiter Sohn, Carl Hermann Heinrich Benda, nicht einmal mehr Spezialisten geläufig ist. Der wesentliche Grund dafür liegt ganz bestimmt in der äußerst geringen Zahl von Werken, die von Carl Hermann Heinrich Benda überliefert sind. So fällt es denn auch entsprechend schwer, das vorliegende Violakonzert eindeutig diesem Carl Benda zuzuordnen.
Der Herausgeber Philipp Schmidt konnte sich, bei unsicherer Quellenlage und fehlenden Werkverzeichnissen der Bendas, nur auf ein paar wenige Indizien stützen, um das B-Dur-Werk als eines von Carl Benda auszuweisen. Im Vergleich zu seinem älteren Bruder Friedrich scheint der jüngere Carl noch ein wenig mehr im Generalbasszeitalter verhaftet oder, wie es eine zeitgenössische Quelle nahelegt, ein eher konsequenter Schüler seines berühmten Lehrers Johann Philipp Kirnberger gewesen zu sein.
Schmidts interessant zu lesendes Vorwort zeigt die Verbindungen Carl Bendas zu seinem musikalischen Umfeld auf und stellt ganz nebenbei am Beispiel der nicht gerade häufig anzutreffenden Werke für die solistische Bratsche im 18. Jahrhundert dar, warum sich eine solche Quellenforschung durchaus lohnen kann.
So sind die vorliegenden drei barock anmutenden Sätze in der traditionellen Abfolge schnell langsam schnell eine willkommene Bereicherung des Repertoires für Viola und Streichorchester mit Generalbass. Carl Bendas Komposition ist von mäßigem Schwierigkeitsgrad und bietet in den Ecksätzen ein durchaus bewegtes Wechselspiel zwischen Ritornellen und solistischen Passagen, wobei die Ausführung der etwas virtuoseren Figurationen durch den Klang der Bratsche einen ganz eigenen Charakter erhalten wird. Dem noch kräftig durchhörbaren Barock entsprechend bewegt sich die Solostimme dabei weder in extrem hohen Lagen, noch macht Carl Benda größeren Gebrauch vom Spiel auf der tiefsten Saite.
Am weitesten in Richtung musikalische Zukunft wagt sich das Adagio vor, das zudem in der für Streicher absolut ungewöhnlichen Tonart b-Moll steht. Hier klingt Carl Benda dann trotz Basso continuo und ohne die üblichen Bläserpaare doch deutlich nach der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, und so manche Figur erinnert heutige Ohren vielleicht ein wenig an den empfindsamen Stil oder gar die Klassik; eine Berliner Klassik, die Konvention und vorsichtigen Fortschritt gut zu vereinen weiß.
Daniel Knödler