Montsalvatge, Xavier

Canciones & Conciertos

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Hänssler Classic CD 98.642
erschienen in: das Orchester 06/2012 , Seite 72

Wenn man die Biografie des katalanischen Komponisten Xavier Montsalvatges (1912-2002) liest, sind die Brüche zu erkennen, die Kriege hinterlassen. Montsalvatges Vorankommen wurde enorm gehindert durch den spanischen Bürgerkrieg und den folgenden Zweiten Weltkrieg. Aber er hatte bereits mehrere Preise für sein Schaffen gewonnen und konnte seine Liebe zur katalanischen Musik in seinen Liedern, seiner Kammermusik und seinen Konzerten zum Ausdruck bringen. Er sammelte und bearbeitete Habaneras, die Seeleute aus Kuba mitgebracht hatten, und ließ sich von ihnen zu seinen Kompositionen inspirieren. Strawinskys Musik wiederum veranlasste ihn, einige Ballette zu komponieren.
Der Förderung durch seine Freundinnen, die Sopranistin Victoria de los Angeles, die Pianistin Alicia de Larrocha und die Sopranistin Montserrat Caballé, und durch seinen Freund, den Cellisten Pablo Casals, ist es zu verdanken, dass seine Werke internationale Anerkennung erlangten, da sie von ihnen aufgeführt wurden. In der spanischen Musikszene spielen sie eine große Rolle.
So hatte denn auch das Wiegenlied Canción de cuna para dormir a un negrito spontanen Erfolg. Weitere Lieder folgten, und auf der vorliegenden CD findet sich das Wiegenlied um fünf weitere Canciones ergänzt.
Kein geringerer als Henryk Szeryng ermunterte Montsalvatge zur Komposition seines Concerto breve für Violine und Klavier. Neben dem kubanischen Einfluss ist der Einfluss der Musik Ravels unüberhörbar.
Montsalvatge verwendete einerseits Zwölftontechniken, ließ sich andererseits aber auch immer wieder von der Klangstruktur der Werke der 1930er Jahre hinreißen. So bleibt in seinen Kompositionen der Eindruck spürbar, den die Gruppe „Les Six“ bei ihm hinterlassen hat – neben der kubanischen Klangwelt seiner karibischen Phase. Manche Wendungen erinnern an Casella, andere wieder an Puccini – kaum eine Ausdrucksmöglichkeit der zahlreichen Strömungen des 20. Jahrhunderts wird ausgelassen: ein für das Spanien des vorigen Jahrhunderts interessantes Kaleidoskop und eine eindrucksvolle Visitenkarte.
Annette Brunsing