Werke von Hubert Parry, Edward Elgar und Gordon Jacob
British Music for Strings Vol. 1
Südwestdeutsches Kammerorchester, Ltg. Douglas Bostock
Der britische Dirigent Douglas Bostock ist seit der Saison 2019/20 der neue Künstlerische Leiter und Chefdirigent des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim. Von Beginn an spielte er mit seinem neuen Klangkörper selten gehörte Werke für Streichorchester aus seiner Heimat ein.
Diese erste CD enthält von Charles Hubert Parry (1848-1918) An English Suite, von Edward Elgar (1857-1934) die Sonate für Orgel G-Dur op. 28 in der Bearbeitung für Streichorchester von Hans Kunstovny sowie von Gordon Jacob (1895- 1984) A Symphony for Strings.
Hubert Parry hatte schon 1894 eine erste Streichersuite komponiert, für das aus Amateurmusikerinnen bestehende Streichorchester der Gemahlin des fünften Earl of Radnor, Helen Matilda Pleydell-Bouverie. Die Lady Radnor’s Suite konnte mit ihren kurzen, an barocken Vorbildern orientierten Sätzen einen bemerkenswerten Erfolg erringen.
Für eine geplante zweite Suite schrieb Parry zwischen 1914 und 1916 sechs weitere Sätze, die seine langjährige Studentin und Assistentin Emily Diamond (1866-1949) nach seinem Tod redigierte und ordnete, schließlich unter dem Titel An English Suite veröffentlichte. Die endgültige Fassung enthält an dritter Stelle noch einen weiteren Satz, die 25 Jahre ältere „Saraband“, die Parry vielleicht ursprünglich für Lady Radnor vorgesehen hatte. Gordon Jacob bearbeitete Elgars Orgelsonate 1946 für großes Orchester. Diese Fassung blieb damals unbeachtet und war infolgedessen lange vergessen. Der 1947 im steirischen Jauring geborene Komponist und Arrangeur Hans Kunstovny wusste nichts von Jacobs Orchestrierung, als er Elgars Werk 2006 für die Streicher des Südwestdeutschen Kammerorchesters einrichtete, in dem er lange als Solokontrabassist gewirkt und für das er zahlreiche Bearbeitungen geschaffen hat.
Sein Elgar-Arrangement wurde im Oktober 2006 in Pforzheim unter der Leitung von Sebastian Tewinkel uraufgeführt, im Januar 2020 setzte es dann Douglas Bostock auf das Programm. Gordon Jacob schrieb seine dritte Sinfonie 1943 für Streicher. Der erste der drei Sätze reflektiert die Härten des Zweiten Weltkriegs, danach geht es durch Nacht zum Licht.
Das Südwestdeutsche Kammerorchester setzt die klare Wärme und unaufdringliche Romantik dieser Musik klanglich kongenial um. Schade nur, dass Bostocks Interpretationen diese Musik etwas zu distanziert behandeln und somit das durchaus reizvolle Repertoire ein wenig unter Wert verkaufen. Das wird besonders deutlich bei der Elgar-Sonate, der hier fast ganz ihr edwardianischer, leicht exzentrischer Überschwang fehlt, zumal Kunstovnys Bearbeitung mit ihren nicht immer logischen Oktavierungen die Werkstruktur stellenweise verschwimmen lässt.
Ingo Hoddick