Werke von Gilles Silvestrini, Johann Christoph Pez, Robert Schumann und anderen
Bridges
Juri Vallentin (Oboe)
Nachdem Juri Vallentin beim Deutschen Musikwettbewerb 2017 den begehrten Haupt- und Publikumspreis gewonnen hatte, folgte im Jahr darauf eine CD-Veröffentlichung des Siegers. So erhält Vallentin die beste Möglichkeit, sich einer breiteren Hörerschaft bekannt zu machen. Die CD wurde im April 2018 in der Berliner Jesus-Christus-Kirche aufgenommen.
Mit der vorgestellten Musik möchte der Oboist „einen Bogen zur Geschichte, zur Gegenwart und zur Zukunft spannen“, so Juri Vallentin im Booklet, und wählte aus diesem Grund für diese CD mit dem vielverspechenden Titel Bridges Werke von insgesamt sieben Komponisten des Barock, der Romantik und des 20. und 21. Jahrhunderts aus.
Zu Beginn, in der Mitte und am Ende finden sich drei Pfeiler der Moderne – jeweils Ersteinspielungen und allesamt für Oboe solo: Allii mundi von Gilles Silvestrini, sodann der 2015 komponierte Spell Song von Toshio Hosokawa und Duduk I-b des 1969 geborenen Gabriel Erkoreka. Moderne Stücke, welche die klanglichen Möglichkeiten der Oboe bis hin zur vagen Zweistimmigkeit und Blasgeräuschen ausschöpfen. Manches erinnert an Benjamin Brittens Metamorphosen für Oboe solo, anderes geht in seiner Modernität aber weit darüber hinaus.
Im Gegensatz zu den barocken Stücken sind die modernen aber im Nachteil, weil ihre Aufführung meist auch etwas für die Augen ist. Aufgrund ihrer Kürze sind sie als Zugabenstücke beliebt, sollten aber auch wirklich nur kurz sein, da die Geräuschkulisse und die Töne sich oft rasch abnutzen.
Gerade Duduk I-b kann trotz vollendeter Klage-Interpretation in antiker griechischer Tradition mit seinen über zehn Minuten Länge als schwierig empfunden werden. Es ist, so das Booklet, der armenischen Kurzoboe Duduk nachempfunden und will „die emotionale Zerrissenheit zwischen Genozid und Überlebenswillen des armenischen Volkes zum Ausdruck“ bringen. Ergänzend steht der mehrdeutige Terminus „Dūdük“ oder „Dūdūki“ aber auch für eine türkische Schnabelflöte ohne Rohrblatt sowie für ein slawisches Blasinstrument im allgemeinen.
Um den Zugang zu diesen modernen Stücken auf der CD zu erleichtern, hat Vallentin in einem Blog seine Auslegung der Werke „bis hin zur Zusammenarbeit mit drei Komponisten der Gegenwart“ beschrieben. Zudem bietet der Blog auch einen „Einblick in den Probenraum“ seiner künstlerischen Arbeit, so Vallentin weiter.
Zwischendurch erklingen auf der CD die Drei Romanzen op. 94 von Robert Schumann, die wirklich gefühlvoll mit schönem Ton interpretiert werden, die dreisätzige Suita op. 17 von Pavel Haas sowie zwei Werke aus dem Barock. Ebenso als Ersteinspielung erklingt die Sÿmphonia für Oboe und Basso continuo von Johann Christoph Pez und das Septième Concert royal aus der Feder von François Couperin.
Philipp Heiß (Klavier), Elina Albach (Cembalo), Theo Plath (Fagott) und Patrick Sepec (Gambe) unterstützen den Preisträger.
Werner Bodendorff