Houben, Kevin , Jean-Michel Defaye, Nicola Ferro und anderen

Bonelab

The Bone Society, Ian Bousfield, Massimo La Rosa, Stefan Schulz, Joseph Alessi, Jeroen Mentens

Rubrik: CDs
Verlag/Label: www.thebonesociety.be
erschienen in: das Orchester 10/2017 , Seite 74

Crowdfunding ist ein zeitgemäßes Instrument, um im kulturellen Bereich Projekte umzusetzen, die sonst nicht so ohne Weiteres finanzierbar wären. The Bone Society, ein belgisches Ensemble, das 2010 gegründet wurde, um das Instrument Posaune etwas mehr ins Rampenlicht zu stellen, hat diesen Weg gewählt, um seine erste CD Bonelab zu produzieren. Der große Erfolg der Kampagne ermöglichte zudem noch die Vergabe einiger Kompositionsaufträge eigens für dieses Debütalbum. Bonelab kann also durchaus als Beispiel dienen, den Weg Crowdfunding auch für andere Projekte zu nutzen.
Inzwischen ist es Standard, dass bei Blechbläserensembles ein sehr hohes Niveau geboten wird. Das ist bei The Bone Society nicht anders. Trotzdem ließen es sich die zehn Mitglieder des Ensembles nicht nehmen, verschiedene Stars der Posaunenszene als Solisten einzubinden. Ian Bousfield (ehemals Wiener Philharmoniker), Massimo La Rosa (Cleveland Orchestra), Stefan Schulz (Berliner Philharmoniker) und Joseph Alessi (New York Philharmonic) zeigen ihr großes Können, eingebettet in den großartigen Klang der Belgier. Natürlich verleihen diese großen Musikerpersönlichkeiten der CD besonderen Glanz und sorgen vielleicht für bessere Verkaufszahlen. Gerade bei einem Debütalbum hätte sich das Ensemble aber auch alleine präsentieren können.
Nichtsdestotrotz sind die Kompositionen den Solisten auf den Leib geschrieben und durchaus ansprechend. Lediglich ein Arrangement ist auf der CD zu finden: Pietro Mas­cagnis „Preludio e Siciliana“ aus der Cavalleria Rusticana. Mit Niry Fide Xemy von Nicola Ferro und The Tempest Concerto von James Stephenson wurden zwei Werke eigens für diese Produktion komponiert, während die anderen Werke frühere Kompositionsaufträge des Ensembles sind. Die Kompositionen sind durchaus ansprechend und decken von romantischen Elementen über den Jazz und Pop bis hin zur zeitgenössischen Musik alles ab, was ein Album klassischer Musiker haben muss. Vermutlich muss man aber Posaunist sein, um bei gut einer Stunde Musik nicht irgendwann ein klangliches Sättigungsgefühl zu empfinden, das sich immer dann einstellt, wenn sich zwar die Stücke, nicht aber die Klangfarben wesentlich ändern. So gut das Konzept und die Ausführung der CD sind – auch die Klangqualität lässt keine Wünsche offen: Zehn Posaunisten bleiben zehn Posaunisten.
Das Cover ist professionell gestaltet, mit den üblichen Pressefotos eines Ensembles in verschiedenen Aufstellungen in schönem Ambiente. Bei dem doppeldeutigen Titel Bonelab hätte man sich allerdings auch Originelleres vorstellen können. Das dreisprachige Booklet ist gediegen, so wie man es in der Klassik gewohnt ist. Die Idee, nicht nur auf Arrangements bekannter Werke zu setzen, so wie es bei vielen Blechbläserensembles der Fall ist, sondern neue Kompositionen und auch die Komponisten direkt mit einzubinden, ist hoch zu bewerten. Besonders in der Posaunenwelt wird diese CD also Beachtung finden.
Ulrich Haider

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