Werke von Dvořák, Janáček und Suk
Bohemian Tales
Augustin Hadelich (Violine), Charles Owen (Klavier), Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ltg. Jakub Hrůša
Hier ist es wieder einmal, das uralte Klischee vom „Böhmischen Musikantentum“, das offenbar immer noch als werbewirksam angesehen wird. Unter dieser einschlägigen Überschrift hat der junge Geiger Augustin Hadelich ein Programm- Potpourri tschechischer Komponisten zusammengestellt, das durchaus unterschiedlichen Repertoirewert aufweist. Zugleich ergibt sich auf diese Weise eine handliche musikalische Visitenkarte Hadelichs, der mit 36 Jahren dem Nachwuchsalter bereits entwachsen und, mit deutsch-italienischer Abstammung, inzwischen als vielgefragter Solist international unterwegs ist.
Leider fehlen im Begleitheft der CD nähere Informationen über ihn und auch die anderen Künstler, sodass auf diesem Weg auch nicht zu erfahren ist, auf welcher Geige Hadelich hier gespielt hat. Es handelt sich jedenfalls gut hörbar um ein Instrument mit sehr großem Ton und profunder Tiefe, auf dem sich Hadelich mit stupender Virtuosität profiliert, wobei sein dominantes Dauervribrato ein wenig undifferenziert und konventionell anmutet und sein Spiel bisweilen klanglich etwas eindimensional wirkt. Insgesamt steht in allen Werken dieser Aufnahme die Violine sehr ausgeprägt im Vordergrund, auch im Verhältnis zum Klavier.
Paradestück der CD ist natürlich Dvořáks beliebtes Violinkonzert op. 53, das Hadelich mit spürbarer Lust an geigerischer Akrobatik angeht und in dem ihm der Chefdirigent der Bamberger Symphoniker, Jakub Hrůša, als Leiter des perfekt mitatmenden Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks ein kongenialer Partner ist. Die musikalische Feinabstimmung zwischen beiden Künstlern ist in dieser Aufnahme vom ersten bis zum letzten Takt nachvollziehbar und perfekt.
Mag dieses Konzert der notwendige Tribut an die erfolgreiche Vermarktung der CD sein, so bilden die beiden Zyklen von Leoš Janáček und Josef Suk den eigentlichen Schwerpunkt und besonderen Gewinn dieser Zusammenstellung. Vor allem Janáčeks ungemein anspruchsvolle viersätzige Sonate stellt eine echte Bereicherung des Repertoires dar. Sie wird meisterhaft dargeboten. Hadelich hat hier in dem Pianisten Charles Owen einen ebenbürtigen Partner an der Seite, der allen technischen und klanglichen Herausforderungen dieser bisweilen die Grenzen zum Bizarren streifenden Komposition gewachsen ist. Und auch die so andersartigen individuellen Züge der Musik von Josef Suk in seinen Vier Stücken op. 17 findet in der Interpretation der beiden Künstler ihre überzeugende Verwirklichung.
Eher Tribut an das böhmischtschechische Klischee sind schließlich die ergänzenden Zugaben auf dieser CD: das ausdruckstiefe, fast monothematische Larghetto aus den vier „Romantischen Stücken“ op. 75 für Violine und Klavier von Dvořák und auch die beiden Bearbeitungen eines Liedes und einer Humoreske des gleichen Komponisten, jeweils mit Charles Owen am Flügel.
Arnold Werner-Jensen