Martin Morgenstern

Bogenholz schützen

Auf der 19. CITES-­Artenschutzkonferenz im ­November ist Brasiliens Antrag abgelehnt worden, das für den Bogenbau ­unverzichtbare Fernambukholz auf einen strengeren Artenschutzindex zu ­setzen. Wie geht es weiter?

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 02/2023 , Seite 20

Das Wappen Brasiliens schmücken eine Tabakblüte und ein Zweig der Kaffeepflanze – aber der Star der brasilianischen Flora ist ein bis zu dreißig Meter hoher Baum, Paubrasilia echinata. Sein rotleuchtendes, für das Land Brasilien namengebendes Holz („pau brasil“ – portugiesisch für „glühendes Holz“, von „brasa“ = glühend) wird heute weltweit fast ausschließlich zum Herstellen von Streicherbögen genutzt. Brasilien hatte beantragt, dieses Fernambukholz auf einen strengen Artenschutzindex zu setzen, was de facto einem Handelsverbot gleichgekommen wäre. Die Musikwelt war alarmiert! Die Deutsche Musik- und Orchestervereinigung unisono zeigte sich denn auch in einer Pressemeldung besorgt um die weitere Nutzung von Fernambukholzbögen. „Das Holz des brasilianischen Nationalbaums ist das einzige, das die Herstellung von Bögen für Streichinstrumente in höchster Qualität garantiert. Deshalb müssen die Verarbeitung des Holzes und das Spielen mit Bögen aus Fernambuk, zum Beispiel auf Auslandstourneen von Orchestern, ohne bürokratische Hürden weiter möglich sein“, ließ sich unisono-Geschäftsführer Gerald Mertens zitieren – und verwies auf die so genannte IPC-Initiative (International Pernambuco Conservatory Initiative), die nicht zuletzt 340000 neue Fernambukbäume hatte anpflanzen lassen. Initiativen wie diese, so Mertens, stünden durch den strengeren Artenschutz wahrscheinlich vor dem Aus.

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